Sonntag, 30. November 2014

Erich Mühsam - Bohème (Auszug)


Gefunden im Skulpturenpark Bremen Gröpelingen
Bohème


Nur mit dem Künstler gerät der Spießer in die Brüche. Ich will hier bemerken, daß ich unter „Künstlern“ nur solche verstanden wissen will, die ihre Kunst nicht zum Gewerbe erniedrigen, die es also unter allen Umständen ablehnen, ohne künstlerischen Antrieb zu produzieren. Dagegen gehören zu den Künstlern, die ich als Outsider der Gesellschaft behandle, auch solche, die ohne künstlerisch überhaupt produktiv zu sein, in allen Lebensäußerungen von künstlerischen Impulsen geleitet werden.

Hier sind Menschen, die die gesellschaftliche Nutzarbeit verweigern, die in ihrem Gehaben vielfach die Schranken des philiströsen Horizonts durchbrechen, denen man aber doch nicht beikommen kann, weil hier und da ein Dichter, ein Maler, ein Bildhauer, ein Komponist darunter ist, den Autoritäten anerkennen  -  auf den man seine Kulturfreundlichkeit loslassen kann, in den man ihn feiert und verhungern läßt. Den Künstlern gegenüber tritt die bleiche Angst des Philisters vor dem Außergewöhnlichen am jammervollsten in die Erscheinung. Dieses Hosenschlottern von Respekt und Furchtsamkeit ist nämlich nicht nur der Ausdruck der Besorgtheit um das korrekte Benehmen der anderen, sondern hier wirkt auch ein instinktives Gefühl für die kritische Überlegenheit des Künstlers mit, die die Nichtigkeit des Philisters durchschauen könnte.

So hilft denn die Gesellschaftsstütze dadurch, daß sie dieser Art Künstlern einen Freibrief für unkonventionelle Schaustellungen ausstellt und sie unter einen Sammelbegriff registriert: Bohème. Da aber dem braven Mann des besitzenden Bürgerstandes jede künstlerische Betätigung, weil brotlos, verächtlich erscheint und er auf der anderen Seite doch ganz gern einmal so ein Monstrum um sich sieht  -  nur aus der eigenen Familie darfs keiner sein; der würde schonungslos verstoßen werden  -, so dünkt ihn in seiner Unterscheidungsunfähigkeit bald jeder pinselnde Millionärssprößling als „Bohémien“  (. . . )

Was in Wahrheit den Bohémien ausmacht, ist die radikale Skepsis in der Weltbetrachtung, die gründliche Negation aller konventionellen Werte, das nihilistische Temperament, wie es etwa in Turgenjews „Väter und Söhne“ zum Ausdruck kommt, und wie es Peter Kropotkin als das Charakteristikum der russischen Nihilisten in den „Memoiren eines Revolutionärs“ schildert.

Gewiß offenbart sich dieses Temperament, das alle Anpassung an die uniformierte Lebensart des Philisters fanatisch perhorresziert, äußerlich in der Methode, die der Bohémien wählt, um sein eigenes Ich gegen die Masseninstinkte der Gesellschaft durchzusetzen. Immer wird der Bohémien ein Sonderling sein, und schon deshalb wäre es lächerlich, ein Schema für die Lebensweise der Bohème aufzeigen zu wollen. Ganz allgemein läßt sich über die Anpackung des Lebens seitens des Bohémiens kaum mehr sagen, als was ich früher einmal in der Broschüre („Ascona  -  Locarno 1905) so ausgedrückt habe: ein Bohémien ist ein Mensch, „der aus der großen Verzweiflung heraus, mit der Masse der Mitmenschen innerlich nie Fühlung gewinnen zu können  -  und diese Verzweiflung ist die eigentliche Künstlernot  -,  drauf losgeht ins Leben, mit dem Zufall experimentiert, mit dem Augenblick Fangball spielt und der allzeit gegenwärtigen Ewigkeit sich verschwistert. „

Die Verzweiflung über die Unüberbrückbarkeit der Kluft zwischen sich und der Masse, die Wut gegen den vertrottelten Konventionsdrill der Gesellschaft mag natürlich den Bohémien oft genug zum bewußten Auftrotzen gegen das Gewöhnliche verführen, das sich in der brutal zur Schau getragenen Unterstreichung des Anderseins äußert. Den Schluß, den Julius Bub in seiner Arbeit über die Berliner Bohème zieht, indem er den Bohémien „asozial“ nennt, halte ich für falsch. Im Gegenteil wird die schroffe Ablehnung der bestehenden Zustände mit allen ihren Ausdrucksformen in den allermeisten Fällen mit der sehr sozialen Sehnsucht nach einer idealen Menschheitskultur verbunden sein.

Sehr verdienstvoll ist dagegen die Parallele, die Bab zwischen der Bohème und dem Anarchismus zieht. Der Haß gegen alle zentralistischen Organisationen, der den Anarchismus zugrunde liegt, die antipolitische Tendenz des Anarchismus und das anarchistische Prinzip der sozialen Selbsthilfe sind wesentliche Eigenschaften der Bohèmenaturen. Daher stammt denn auch das innige Solidaritätsgefühl zum sogenannten fünften Stande, zum Lumpenproletariat, das fast jedem Bohémien eigen ist.

Es ist die selbe Sehnsucht, die die Ausgestoßenen der Gesellschaft verbindet, seien sie nun ausgestoßen von der kaltherzigen Brutalität des Philistertums, oder seien sie Verworfene aus eigener, vom Temperament diktierter Machtvollkommenheit. Die Mitmenschen, die mit lachendem Munde und weinendem Herzen die Kaschemmen und Bordells, die Herbergen der Landstraßen und die Wärmehallen der Großstadt bevölkern, der Janhagel und Mob, von dem selbst die patentierte Vertretung des sogenannten Proletariats weit abrückt  -  sie sind die eigenen Verwandten der gutmütig belächelten, als Folie philistösen Größenwahns spöttisch geduldeten Künstlerschaft, die in ihrer verzweifelten Verlassenheit mit der Sehnsucht eines erhabenen Zukunftsideals die Welt befruchtet.

Verbrecher, Landstreicher, Huren und Künstler  -  das ist die Bohème, die einer neuen Kultur die Wege weist. 

Veröffentlicht 30. April 1908 in der Zeitschrift "Die Fackel"

Erich Mühsam (6. 4. 1878 - 10. 7. 1934), Dichter, Anarchist, Suchender mit kindlichem Herzen, Mitinitiator der Münchner Räterepublik, dafür von den Nazis gehasst und schließlich im KZ Oranienburg ermordet.

Nikolaus Lenau - November




        November


Rings ein Verstummen, ein Entfärben;
Wie sanft den Wald die Lüfte streicheln,
Sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln;
Ich liebe dieses milde Sterben.

Von hinnen geht die stille Reise,
Die Zeit der Liebe ist verklungen,
Die Vögel haben ausgesungen
Und dürre Blätter sinken leise.

Die Vögel zogen nach dem Süden,
Aus dem Verfall des Laubes tauchen
Die Nester, die nicht Schutz mehr brauchen,
Die Blätter fallen stets, die müden.

In dieses Waldes leisem Rauschen
Ist mir, als hör´ ich Kunde wehen,
Dass alles Sterben und Vergehen
Nur heimlich still vergnügtes Tauschen.



                                                        Nikolaus Lenau (1802 - 1850)





 
 Im November 2012 starb meine Mutter in Bremen. Dieses Gedicht stand an ihrem Sterbebett.

Samstag, 29. November 2014

Ernst Toller - Das Schwalbenbuch



Ernst Toller - Das Schwalbenbuch

In meiner Zelle nisteten im Jahre 1922 zwei Schwalben

Festungsgefängnis Niederschönfeld
Gewachsen 1922 * Geschrieben 1923


Ein Freund starb in der Nacht.
Allein.
Die Gitter hielten Totenwacht.

Bald kommt der Herbst.

Es brennt, es brennt ein tiefes Weh.

Verlassenheit.


O dumpfer Sang unendlicher Monotonie!
O ewiges Einerlei farblos zerrinnender Tage!
Immer
Wird ein Tag sein
Wie der letzte,
Wie der nächste,
Immer.


Zeit ist ein grauer Nebel. Der setzt sich in die Poren Deiner unendlichen Sehnsucht.


Das Stückchen blauer Himmel ist gespießt von rostigen Eisenstäben,
Die aus dem Gitterloch Deiner Zelle aufbrachen,
Auf Dich zuwanderten
Zu
Wanderten
Zu
Wanderten. . .
Erst wehrtest Du Dich,
Aber die Gitterstäbe waren stärker als Du.
Nun wachsen sie in Deinen Augen,
Und wohin Du blickst,
Überall
Überall siehst Du Gitterstäbe.
Noch das Kind; das im fernen, ach so fernen lupinenblühenden Feld spielt,
Ist gezwängt in die Gitterstäbe Deiner Augen.
Oh -


Deine Nächte, Deine Traumnächte verzweifelte Harlekinaden.

Deine Nägel kratzen am Sargdeckel tauber Verlassenheit.

Nirgends blüht das Wunder.



Musik ist

Wälder sind

Frauen sind


Es blüht nirgendwo die Gebärde eines sanft
sich biegenden Nackens
Es wartet irgendwo eine Hand, die sehr
zärtlich ist und voll süßester Wärme


Nirgends blüht das Wunder.


Kalt wurde das Buch in meiner Hand,
So kalt, so kalt.
Die schwarzen Lettern schwarze Berge, die zu wandern begannen im Geäder meines
Herzens.
Die raschelnden Blätter Schneefelder am Nordpol endloser Ohnmacht.

Ich friere.
Die Welt gerinnt.
Es muss schön sein einzuschlafen jetzt,
Kristall zu werden im zeitlosen Eismeer des Schweigens.
Genosse Tod.
Genosse, Genosse. . .


Zirizi Zirizi Zirizi
Zizizi
Urrr


Daß man, nahe der dunklen Schwelle,
Solche Melodie vernimmt, so irdisches Jubels, so irdischer Klage trunken. . .
Träume, meine Seele, träume,
Lerne träumen den Traum der Ewigkeit.


Zirizi Zirizi Zirizi
Zizizi
Urrr


Fort fort, Genosse Tod, fort fort,
Ein andermal, später, viel später.


Über mir über mir
Auf dem Holzrahmen des halbgeöffneten Gitterfensters,
der in meine Zelle sich neigt in erstarrter
Steife, so als ob es sich betrunken hätte
und im Torkeln gebannt ward von einem
hypnotischen Blick,
Sitzt
Ein
Schwalbenpärchen.
Sitzt,
Wiegt sich! wiegt sich!
Tanzt! tanzt! tanzt!


Weichet zurück Ihr schwarzen Berge! schmelzet Ihr Schneefelder!
Sonne, Sonne, zerglühe sie! zerglühe sie!


Mütterliche!


Welche Landschaft wächst aus den verstaubten melancholischen Zellenecken?
Tropische Felder, Farbenrausch sich entfaltender Orchideen!
Regina Noctis! -


Und darüber darüber
Mein Schwalbenpaar.



Das Wunder ist da!
Das Wunder!
Das Wunder!


Tanze meine atmende Brust,
Tanzet Ihr wunden geketteten Augen.
Tanzet! Tanzet!
Nur im Tanze brecht Ihr die Fessel,
Nur im Tanze umrauscht Ihr die Sterne,
Nur im Tanze ruht Ihr im Göttlichen,
Tanzet! Tanzet!

Im Tanze träumt das heilige Lied der Welt.
Von den Ufern des Senegal, vom See Omandaba
Kommt Ihr, meine Schwalben,
Von Afrikas heiliger Landschaft.
Was trieb Euch zum kalten April des kalten Deutschland?
Auf den griechischen Inseln habt Ihr gerastet,
Sangen nicht heitere Kinder Euch heiteren Gruß?
Warum nicht bautet Ihr Tempel in des Archipelagos
Ehrwürdigen Locken?


Zu welchem Schicksal kamet Ihr?


O unser Frühling
Ist nicht mehr Hölderlins Frühling,
Deutschlands Frühling ward wie sein Winter,
Frostig und trübe
Und bar der wärmenden
Liebe.


Den Dichtern gleicht Ihr, meine Schwalben.


Leidend am Menschen, lieben sie ihn mit nie erlösender Inbrunst,
Sie, die den Sternen, den Steinen, den Stürmen tiefer verbrüdert sind als jeglicher Menschheit.


Den Dichtern gleicht Ihr, meine Schwalben.


Wie soll ich Euch eine Stätte bereiten, Vögel der Freiheit?
Ich bin ein Gefangener, und mein Wille ist nicht mein Wille.
Sing ich ein Lied der Freiheit, meldet der Wächter:
Der Gefangene sang ein revolutionäres Lied.
Das dulden die Paragraphen nicht.
Mächtige Herren sind die Paragraphen, die die Menschen über sich setzten, weil sie den
Sinn verloren, Ruten tragen sie in den Händen. Die Menschen sagen: Ruten
der Gerechtigkeit.
Dieses Hauses Ruten heißen: Einzelhaft Bettentzug Kostentzug Hofverbot
Schreibverbot Sprechverbot Singverbot Leseverbot Lichtverbot Zwangsjacke.


Ihr, meine Schwalben, wißt nichts von Gerechtigkeit und nichts von Ungerechtigkeit. Darum
wißt Ihr auch nichts von Paragraphen und von Ruten. . .
Wie soll ich Euch ein Brettchen holen?
Wohl ist das Haus, das mir die Menschen als Wohnung wiesen, bajonettbehütet und
stacheldrahtumwehrt. Wohl hallen Tag und Nacht die Höfe von des Wächters ruhelosen
Schritten. Aber die Rutenträger sagen, ein Stück Holz sei gefährlich.


Gefährlich der Ordnung und Ruhe und Sicherheit des Hauses.


Hilfreicher Freund!
Ein Stückchen Pappe halfest du mir über die Zellentür fugen.


O bleibt Gefährten mir, Schwalben!


Die lockende Bucht unflattern
Ängstlich die Schwalben.
Eine berührt sie.
Das Männchen!
Schon kenn ichs
Am länger sich pfeilenden
Schwanz, am roten
Spitzigen Brustmal.
Jäh erschrickt es.
Fliegt davon.
Das Weibchen schrill schreiend
Mit ihm.


Ahntet Ihr,
Wohin ich Euch locken wollte?


Ach wer sollte freiwillig
Einkehren in eine
Gefangenenzelle?


Sechs Schritt hin
Sechs Schritt her

Ohne Sinn

Ohne Sinn


Die Schwalben sind zurückgekehrt.

Sie bleiben! Sie bleiben!

Nach Osten blickt meine Zelle.

Nach Osten!


O Europa, wie arm Du bist!
Die Tiere Deiner Häuser sind wie Deine Menschen,
Geduckt und häßlich, verkrüppelt und verschnitten.
O ihre traurigen Augen!
Wo Du sie krönst, krönst Du Rekorde.
Wie Du deiner Menschen Rekorde krönst -
Und nicht ihr Leben! Und nicht ihr Leben!

Wann wachsen sie ihr Leben?
Wann?
Sie übergeben es einem Götzen, der eine Uniformmütze trägt, der ordnet es, katalogisiert
es, befiehlt Pflichten, schreibt Geburtsscheine, Militärscheine, Trauscheine, Sterbescheine,
setzt ein Kreuz hinter ihre abgespulten Namen, trägt den vollgeschriebenen Registerband
in die Registratur, So muß es sein, So dienst Du Gott, In Ewigkeit, Amen.

Brecht auf Ihr Völker des Orients und verkündet die seligen Hymnen Eurer Gebenedeiten
Muße!!!

Ein Tier aber lebt in Euren Häusern, Ihr Menschen Europas, das lässt sich nicht zähmen
Und züchten,
Das läßt sich nicht fangen von Eurer süßlichen Lockung und Eurer herrischen Drohung.
Das blieb
Frei!
Frei!
Frei!

Kommt zu mir dem zwiefach Gefangenen:
Gefangener eingekerkert von Gefangenen. . .

In dieser Nacht
Schlief das Schwalbenpärchen in meiner Zelle.
Baumeister gotischer Kathedrale,
Züngle den Stolz!
Quadern brauchtest Du und kunstvoll gemeißelte Steine,
Pfeiler, Pilaster, Rosetten und farbige Scheiben,
Mörtel war Dir
Das Elend der Menge, das billig sich feilbot,
Weihtest Dein Werk
Dem Jenseits,
Dem Tode.


Siehe die Schwalben:

Aus Schmutz, aus Schlamm, aus Halmen, aus Haaren der Pferde

Bauen sie fromm ihr edel gewölbtes Nest,
Weihens
Der Erde,
Dem Leben.


Am Morgen, wenn der Wächter kommt,
Schreck ich zusammen.
Entdeckt er das Nest,
Reißt ers mit harter Geberde zu Boden.

O im vorigen Sommer der Kriegszug auf junges Getier!
Gegen Dachrinnen, Firste marschierte man Sturm.
Als ich zum Hof ging,
Ging ich über ein Schlachtfeld.

Hilflos kreisend die klagenden Mütter.

Paragraph X: Es widerspricht dem Strafvollzug, Vögel zu dulden im Hause der Buße.

Menschen Menschen


Ich sah Schmetterlinge spielen
Im sonnenflirrenden Mittag.

Wo aber,
Wenn die Sonne sinkt,
Wenn Nachtstürme
Über die Erde rauschen
Mit schwarzem Gefieder,
Wo, lieblichste Kinder der göttlichen Mutter,
Schlafet Ihr dann?

Ich glaube,
Es öffnen sich Euch
Die Kelche der Blumen,
Ich glaube,
Es wiegt Euch zur Ruhe
Der Blütenklang im Dom der Kastanien.


Im Nest,
Gebettet in weiße daunige Federn,
Liegen
Fünf braungesprenkelte Eier.

Fünf festliche Tempel keimenden Lebens.


Die Menschenmütter,
Ach sie sind nicht mehr
Festliche Tempel keimenden Lebens.

In einer Mutter Hände
Kerben sich Runzeln.
Als sie mich trug,
War ihr Blut
Beschattet von täglicher Not,
Träumend
Wuchs ich
Im Dunkel des wärmenden Schoßes. . .
Meine Milch Schwermut.
Mein Herzschlag Trauer.

Das Lied in Moll
Wahre der Mensch
Im hymnischen Chor der Welt.
Weißt Du, wie eine Schwalbe fliegt?

Ich sah
Im Kriege Gefangene wandern
Durch klagende Täler zerschossener Dörfer.
Den Reihen der Gaffenden
Entkrümmte sich
Ein Weib.
Hände gekrampft lösten sich,
Stiegen steil in Äther schwärzlichen Himmels,
Stiegen! Stiegen!
Schwebten!
Jauchzten!
Und einer Stimme seraphischer Jubel:
André!

Aber es war nicht wie der Flug einer Schwalbe.

Ich sah
Im Gefängnis gefesselte Menschen
Schlafend. . .
Träumend. . .
O Antlitz sternenstrahlend!
Gefesselte Menschen
Träumend!
Du seliger Sieger Traum!!!

Aber es war nicht wie der Flug einer Schwalbe.

Der Schwalbe Flug - wie Unnennbares nennen?
Der Schwalbe Flug - wie Unbildbares bilden?
Lebte ein Gott,
Sein Zorn:
Der Schwalbe schnellendes Pfeilen,
Sein Lächeln:
Der Schwalbe innigweises Spiel,
Seine Liebe:
Der Schwalbe trunknes Sichverschenken.

Europa preist seine Äroplane,
Ich aber, ich Nummer 44,
Will mit den schweigenden Akkorden meines Herzens
Den Flug der Schwalbe preisen.

Wer preist mit mir den Flug der Schwalbe?
Alle lade ich ein!
Wer kommt?

Ein ältliches Mädchen.
Ein buckliges Kind.
Ein Narr.

O lächerliche Trinität menschlicher Güte!

Wir preisen! Amen.
Wir preisen! Amen.
Wir beten an! Amen.

Wir preisen den Flug der Schwalbe,
Aber so heißt ihres Fluges Offenbarung:

Das Tier ist heiliger als der Mensch. Amen.
Die Blume ist heiliger als das Tier. Amen.
Erde heiliger als die Blume. Amen.
Am heiligsten aber der Stein. Sela. Sela. Sela.


Morgens putzt sich das Schwalbenmännchen
Mit feiner Grazie
Sein bläulich blitzendes Gefieder.
Immer ist die Schwälbin unzufrieden,
Schilt ihn, zankt ihn, plappert, poltert
Ein scheckiges Kauderwelsch.
Würdig beendet das Männchen
Seine Morgenfrisur,
Antwortet kaum den keifenden Lauten.
Dann - heidi!
Fliegts in die tauigen Himmel.
Aber nicht lange,
Sitzts auf dem Fensterrahmen,
Zwitschert der brütenden Gattin
Ein fröhliches Morgenkonzert.
Zirizi Zirizi Zirizi
Zizizi
Urrr


Ich stehe am nächtlichen Gitterfenster.

Träumend zwitschert die Schwälbin.
Geweckt vom liebenden Ruf
Regt sich leise das Schwalbenmännchen.

Ich bin nicht allein.

Auch Mond und Sterne sind mir Gefährten
Und die schimmernden schweigenden Felder.


Menschen wie arm Eure Feste!
Jazztänze schrill von verruchter Zeit!
Eure Lebensangst
Ankurbelt die Autos der Selbstflucht,
Illuminiert
Die Seele
Mit Lampions elektrischer Gier
Und wähnt:
Sie sei geborgen.

Aber sie ist nicht geborgen.

All Euer Lärm, Euer Gekreisch, Euer Gekrächz,
Euer Freudenplakatieren, Lustigsindwir:
Hahaha -
Übertönt nicht
Das leise kratzende
Nagen
Der drei heimlichen Ratten
Leere Furcht Verlassen

Aber schon schaue ich Dich,
Gewandelte Jugend der Revolution.

Deine Tat: Zeugung.
Deine Stille: Empfängnis.
Dein Fest: Geburt.

Opfernd
Im todnahen Kampfe heroischer Fahne,
Schreitend
Im reifenden Felde träumenden Frühlings,
Jauchzend
Im bindenden Tanze gelöster Leiber,
Ahnend
Im magischen Schweigen gestirnter Nacht.

Schon schaue ich Dich.
Gewandelte Jugend der Revolution.


Ihr meine brüderlichen, Ihr meine tapferen Schwalben
Auf dem Hofe steh ich.
In morgendlichen Lüften segelt, spreitend die mächtigen
Flügel mit Würde, ein Sperber.
Ich höre gelle Schreie spielender Schwalben.
Von allen Seiten antworten Rufe.
Scharen von Schwalben fliegen herbei.
Wer gab das Angriffssignal?
In gepfeilter Wucht stürzen sie auf den königlichen Vogel,
Der in seinen Fängen einen jungen Sperling krallt.
Ihr meine brüderlichen, Ihr meine tapferen Schwalben!
Doch welch ungleicher Kampf!
Gelassen, mit bewegterem Flügelschlag, wehrt der Angegriffene.
Kaum achtet er der winzigen Verfolger.
Armer Sperling!
Immer wieder greifen die Schwalben den Räuber an.
Bedrängen ihn mit feuriger Leidenschaft.
Schon werden seine Flügelschläge hastiger, unbeherrschter. . .
Die Schwachen haben den Starken besiegt!
Zornigen Schreis, bezwungen von verbündeter Kraft, öffnet der Sperber die kerkernden
Fänge.
Zitternd entflattert der betäubte Spatz.
In seligen Flügen feiern die Schwalben den Sieg der Gemeinschaft.


Wann endlich, Tiere, bindet Ihr Euch
Zum Bunde wider die Menschheit?
Ich, ein Mensch,
Rufe Euch auf!
Euch Nachtigallen, geblendet mit glühender Nadel,
Euch Hammel, gewürgt in Kasematten vergaster Übungsschiffe,
Euch Esel, sanfteste Tiere, zusammenbrechend unter Peitschenhieben,
Euch Strauße, zuckenden Atems gerupft und fühlenden Herzens,
Euch Pferde, sonnenlos werkend in verpesteten Schächten,
Euch Bären, dressiert auf glühender Eisenmatte,
Euch Löwen, gezähmt im Zirkus von stählender Knute,
Euch Alle Euch Alle
Rufe ich auf!
Erwachet!
Rächen wollen wir
Die Opfer des Menschen:
Tiere für Gaumenkitzel atmend gefoltert,
Tiere berauschten Arenen eitel geopfert,
Tiere in Kriegen sinnlos zerfetzt. . .

Ich will mich an Eure Spitze stellen,
Ich, ein Renegat der Menschheit,
Will euch führen gegen den Feind
Mensch.

Tiere der Wüste: Brüllet Alarm!
Tiere des Dschungels: Heulet Sturm!

Keine Unterscheidung lassen wir gelten.
Weiße und Schwarze, Gelbe und Braune,
Alle alle Erdschänder! Muttermörder! Sternenräuber!


Auf dem gebuckelten Nestrand
Sitzt die Schwälbin.
Schaut mit ernsten, erwartenden Augen
(Wie wenig kennen die Menschen
Eure Augen, Tiere!)
Auf die heilige Stätte der Wandlung,
Ab und zu
Klopft sie mit knackendem Schnabel
An kalkumpanzerte Welten
Trächtigen Lebens.
Lauschend verweilt sie

Unsäglich zärtlicher Laut!
Eilig fliegt das Männchen herbei,
Aufgeregt, geschäftig, betriebsam
Umkreist es plaudernd das Nest,
Gleich in schelmischer Freude
Wehrt die Schwälbin
Dem forschenden Flug.
Endlich hält sie inne.
Sehr sanft wird ihr Blick.
Sehr weich und gelöst
Ihre Gebärde.

Und das Schwalbenmännchen
Erschaut
Sich,
Sich in fünf winzigen
Blinden, atmenden
Gesichten.

Laßt mich teilnehmen
An Eurer Beglückung,
Gefährten,
Pate will ich den fünfen sein,
Mitsorgender, helfender Schützer.

Ich gratuliere! Ich gratuliere!


Schwälbchen, der Morgen, der Morgen ist da!
Nachts hat Mutter Euch Märchen gezwitschert,
Jetzt sucht sie Brot zum Schnäbleinstopfen,
Schwälbchen, der Morgen, der Morgen ist da.

Schwälbchen, der Morgen, der Morgen ist da!
Sonne pocht an und will Euch begrüßen,
Öffnet die braunen Guckäuglein,
Schwälbchen, der Morgen, der Morgen ist da.

Schwälbchen, der Morgen, der Morgen ist da!
Bald seid Ihr groß, dann werdet Ihr fliegen
Fort übers Meer zu den Negerlein,
Schwälbchen, der Morgen, der Morgen ist da!


Graue seidene Härchen
Wachsen in komischen Büscheln
Aus rosigen Leibern.
Aufgespießt auf einem dünnen
Überlangen Hals
Der Kopf. . .
Reißt eins das gelbe Schnäbelchen auf,
Bleckt
Ein lächerlich wütender Rachen.

Immer bleibt das Nest sauber.
Liegt drin ein weißes Würstchen
Mit schwarzem geringelten Schwänzchen
Wirds von den Eltern gepackt
Und hinausgetragen.

Eifrig füttert sie
Das junge Getier
Erst wird das Futter
Im Kropf erweicht,
Mit Speichel zart bereitet,
Dann in die hungrigen Mäuler gestopft,
Hat der Vater
Das Junge zur Rechten gefüttert,
Füttert die Mutter
Das Junge zur Linken.
Geheimes Gesetz
Waltet.


Wie ein Kind, das am Bilde sich freut, am Spiele
Holderer Wesen,
Sah ich Dir zu.
Nun seh ich ein wissender Mensch.

Was trägst Du,
Gewürgt vom krallenden Schnabel,
Den hungrigen Jungen herbei?
Ein Tierchen gleich Dir,
Deine kleine Schwester Fliege.
Verkettet auch Du der Urschuld des Lebens!
Weh uns!
Wer lebt, mordet.

Ich will Dich lieben mit tieferer Liebe,
Da ich weiß, was Schicksal Dich tun heißt.

Es ist ein Fluch der Erde,
Nirgends
Atmet das Lebendige
In göttlicher Unschuld
Und noch der Tote
Muss töten.


Ei, Schwälbchen,
Was Du nicht kannst!

Zaghaft und mutig doch
Steigt eins
Auf die Borden des Nestes,
Hebt zierlich sein Schwänzchen. . .
Klacks!
Hats sein Werk vollbracht,
Putzt sich
Den kleinen Popo
Mit gesträubten Flügeln,
Und eilig, erhobenen Kopfes,
Stolz wie ein Russenzar
Kriechts in sein Nest zurück.


Sah schreiten ein Mädchen
Im Weizenfeld.
Leuchtet ihr rotes Tuch,
Rotes Tuch, rotes Tuch
Oder ihr Herz.

Sang fern eine Drossel
Im Fliederbusch.
Klang wie ein Liebeslied,
Liebeslied, Liebeslied,
Oder auch Spott.

Ein Sommer noch,
Zwei Sommer noch,
Trallalala, trallalala


Drohte Gefahr, klagen würde die Schwälbin
Mit schrillem Pfeifen
Den Winden ihre dumpfe Angst.
Vom Fenster zum Nest, vom Nest zum Fenster
Fliegt sie gelassen.
Im Neste hocken,
Eins sich kauernd ans andere,
Die Jungen.
Über den Nestrand
Lugen die Köpfe,
Beugen sich vor, ducken zurück, wiegen sich rhythmisch
Im Takte mütterlichen Flugs,
Streichen der Schwälbin Flügel
Das wärmende Nest,
Recken sie schreiende Schnäbel,
Zärtlicher Wartung gewöhnt,
Aber gleich in ernstem Besinnen
Verstummen sie,
Und in kindlichen Augen wird wach
Ein seltsames Leuchten.


Lockende Laute zwitschert die Schwälbin,
Verweilend.

O köstliches Wunder!
Krabbelt ein Junges hervor,
Spreitet die winzigen Flügel. . .
Erhebt sich. . .
Fliegt,
Fliegt
Schwankend und dennoch voll Anmut,
Leiht seiner Angst
Die zierliche Geste edler Gesinnung,
Setzt sich, klopfenden Herzens,
Neben die glückliche Mutter.

Mit Lob und leckeren Bissen
Verwöhnen die Eltern
Das mutige Junge.

Die im Neste
Erheben Geschimpf und Geschrei.


Auf den nahen Dachfirst fliegt das tapfere Junge.
Neugierig beguckts die Welt.
Beguckt zum erstenmal die Welt.
Freunde, ich sehe mit ihm zum erstenmal die Welt.
Da sitzt mein Schwälbchen. Über sich die leuchtende,
Wärmende Sonne, unter sich die blühende, atmende Erde.
Die Blumen, die Bäume, die Dachziegel,
Die fernen Wälder, die Telegraphendrähte,
Alle sich beugten grüßend
Die schweigenden Häupter.


Es rauschen die reifenden Ähren
Auch mir dem Gefangenen.
Es wölbt sich des Sommers blauender Himmel
Auch diesem gestorbenen Hof.

Ich atme
Im Mittag süßer Beglückung.

Erde! Geliebte!


Vom mutigen Jungen lernen die Geschwister.
Wie es mit schöner Geduld ihnen hilft!

Und noch ein paar Tage später tummeln sich
Draußen Alte und Junge.

In heiteren Spielen lernen die Jungen des Fluges
Festliche Kunst. . .

Abends kehren sie nicht mehr heim.


Lausche ich Euch, Schwalben,
Lächle ich meines werkenden Tuns.

Der Mensch Mitte des Weltalls?
Warum nicht die Schwalbe!
Erhebet doch, erhebet doch
Die Schwalbe
Auf den Thron des siebenten Tages.
Um des Menschen willen
Habt ihr Menschen gemordet,
Um der Schwalbe willen,
Vielleicht, daß Ihr den Menschen findet.
Und mehr als den Menschen.

Lausche ich Euch, Schwalben,
Lächle ich meines werkenden Tuns.
Lächle auch Du, Freund.


Und wieder richten die Schwalben das Nest.

Und wieder Tage werbender Liebe, trunkener Erfüllung.

Und wieder ward mir friedliche Beglückung.

Aber draußen kämpfen die Brüder. . .


Vier Junge, blind noch, zittern im Nest.
Immer seltener kehren die Eltern heim.
Not! Not!
Keine Nahrung für die Jungen in der Erloschenheit
Nebliger Tage.
Not! Not!
Am Abend schmiegen sich nackte Leiberchen
An die mütterliche Brust, so hilflos vertrauend,
Als schmiegten sich Sterbende ans Herz
Inbrünstig geträumter Gottheit.
Die Schwälbin weinte.

Mensch, sahest Du je ein Tier weinen?


Frost kam über Nacht
In einem Leichenmantel.

Am Morgen bin ich aufgewacht.
Das Nest war leer. . .
Mein Herz war leer. . .
O liebe kleine Schwälbchen.


Die Schwalbeneltern trauern um ihre Jungen.
In einer sehr wehen Nähe kauern sie auf dem Draht, der sich über meinen Tisch spannt.
Eines schenkt dem andern die Wärme seines Blutes.
Anders trauert Ihr, meine Schwalben, als die Menschen trauern.
Eure Klage: ein frierendes Erschauern vor dem Hauche der Unendlichkeit.
Mit Euch trauert der dämmernde Abend.
Mit Euch trauern die Dinge meiner Zelle.

Erhabenes Schweigen.


Nicht trage
In Nächten der Verfinsterung
Sehnsucht
Nach Menschen.
Fürchte das Wort, das erwürgt!

Wahrlich,
Erst wen Du nennst,
Stirbt Deiner Seele ganz.


Schon wehen herbstliche Stürme
Über die schwäbischen Felder,
Taumeln in Lüften
Heimatlose Blätter.
Aus sumpfigen Moosen der Donau
Steigen die Nebel,
Brauend
Den fahlen Mantel
Unendlicher Totenklage.

Zum Winterflug
Sammeln sich die Schwalben.

Zur Winterstille
Sammelt sich mein Herz.
Ein letztes Mal noch höre ich der Schwalben Lied:

Unter Myriaden Zellen werden wir im Frühling
dieses graue Hafthaus finden
Unter Myriaden Zellen werden wir im Frühling
Deine Zelle finden.


Nun habt Ihr mich verlassen, liebste Gefährten Ihr meiner Haft.
Wie war die Zelle warm von Eurer flirrenden Melodie, vom Atem Eurer Körperchen, von den
tönenden Ellipsen Eures stürzenden Fluges.
Ihr kosmischen Gefährten meines Sommers,
Geliebteste Ihr,
Fernste,
Nächste,
In demütiger Dankbarkeit
Denke ich Eurer schenkenden Liebe.

Tierchen nennen die Menschen Euch,
Und es schwingt ein Überhebliches in ihrer Stimme, wenn sie Tierchen sagen.
O über ihre Torheit!
Ich habe gelernt andächtig zu werden vor Eurem unnennbaren Tiersein.

Bevor nicht die Menschen wiederfinden den Grund ihrer Tierheit,
Bevor sie nicht sind
Sind
Wird ihr Kampf nur wert sein
Neuen Kampfes,
Und noch ihre heiligste Wandlung
Wird wert sein neuer Wandlung.

Ernst Toller (geboren am 1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City, New York). Schriftsteller, Dramatiker. Als zeitweiliger Vorsitzender der bayerischen USPD und Protagonist der kurzlebigen Münchner Räterepublik wurde er nach deren Niederschlagung im Juni 1919 verhaftet und wegen Hochverrats angeklagt. Er entging mit dem einen Monat später gefällten Urteil der drohenden Todesstrafe und wurde zu fünf Jahren Festungshaft im Gefängnis Niederschönfeld verurteilt. Dort schrieb er unter anderem "Das Schwalbenbuch". 

Bereits während seiner Haft und mehr noch danach wurde er vor allem mit seinen Dramen als einer der maßgeblichen Vertreter des literarischen Expressionismus in der Weimarer Republik bekannt.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Deutschen Reich wurde Toller aufgrund seiner jüdischen Herkunft und politischen Haltung formell aus Deutschland ausgebürgert. 1933 emigrierte er zunächst in die Schweiz. Seine Werke gehörten zur Liste der im Mai 1933 „verbrannten Bücher“.

1937 emigrierte er in die USA, wo er sich 1939 das Leben nahm.

„Demgegenüber gestehe ich, daß Tollers Gedichtreihe `Das Schwalbenbuch` mich immer wieder erschüttert hat, daß ich sie für ein Juwel deutscher Lyrik halte, und wenn ich mich frage, warum, dann vielleicht deshalb, weil diese Verse, fern den Schulen, tief genug für den Anspruchsvollen, schlicht genug für die Schlichten, menschenhaft trotz der vollkommenen Form, dichterisch trotz (oder wegen?) des politischen Hintergrundes, ein in jeglicher Dimension Reifes und, vertraut mit allen Verwicklungen, auf neue Art Einfaches sind.“

Kurt Hiller (1962)