Ich möchte in diesem Blog Werke von Dichterinnen und Dichtern einstellen, welche mir bei meinen Streifzügen durch die Welt der Poesie begegnet sind, und die mir gefielen. So wird dies ein ganz persönliches Kompendium, von dem ich mir dennoch erhoffe, dass es auch anderen Menschen Freude macht. Also, viel Spaß beim Stöbern wünscht Dingefinder Jörg Krüger.
Mittwoch, 5. August 2015
Adam Kuckhoff: Zwiegespräch
Am 5. August 1943 wurde der Schriftsteller Adam Kuckhoff in Berlin Plötzensee hingerichtet.
Zwiegespräch
Du, wach auf! Ich will dich etwas fragen.
„Ich bin wach, mein anderes Ich, nur sprich.“
Kannst du dich, daß es so ist, beklagen?
„Mich beklagen? Oder meinst du dich?“
Mich denn: ja, den Bessern von uns beiden.
Mich, der alles schuf, was du vollbracht.
„Lieber Freund, du bist nicht sehr bescheiden,
Was hast du getan? Geformt? Gedacht?“
Ja, geformt: in bleibenden Gestalten!
Ja, gedacht: das dauernde Gesetz.
War was andere von mir gehalten,
was du selbst, nur blinkendes Geschwätz?
„Nein, du Lieber, du hast Recht zur Klage.
Ewig schade, was mit dir vergeht.
Was als Antwort auf so manche Frage
noch in deinen dunklen Blicken steht.
Aber— “ Aber? Zürne nicht wieder.
Sieh, ich tat nicht halb soviel wie du.
Dennoch beugt’s die Stirne mir nicht nieder,
dennoch presst es nicht das Herz mir zu.
Fühlst du unter uns dich auserlesen,
sag mir doch: wo kam es mit dir hin,
wäre ich nicht grade der gewesen,
der ich – und für dich! – geworden bin.
Sind wir nicht untrennbar ineinander,
meins so Deines wie das Deine mein?
Im Gedröhn der Zeitenwende kann der
Dichter nur ein Hauch von ihrem Sturme sein!
August 1943
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