Samstag, 29. Juli 2023

Paul Paquita: Deutscher Sommer / Französischer Sommer

 



Deutscher Sommer

Eh´ die Wolkenwelln in Sturmtalaren
Hohlen Hauchs die Berge überstiegen,
Muss der Wein im Schattenkrug versiegen
Gerten tränkend, die hineingefahren;

Kühl im Beerenbusch. Und wir gewahren
Weithinaus im Auseinanderbiegen
Wie die raunenden Arenen liegen
Glühnd und dunkel, dürstend und agraren.

Manchmal mit dem Donner der Geräte
Und die Erntewagen leise läuten
Wie in Orgelbrausen heilige Messen,

Und durch Mohn und Meilenstein die Drähte
Golden blinkend nach den Städten deuten
Der Paläste mit metallnen Tressen.


Französischer Sommer

Blattschattig träuft ein Schlummer im Karnat
Blutwilden Mohns, tiefdunkel und als Kunde
Ein Horn vom Föhn, vom Fieber und vom Pfad
Zu glühendmüden Mittelherzens Grunde.

Fanfaren Trümmer Trubel Traum und Psalter -
Erwacht im Wind, aus wolkenlosem Grün
Gaukelt ein blasser Zug Zitronenfalter
Her auf verblaßnen Abendavenün.

Paul Paquita, aus: Die schöne Rarität, Monatsschrift für expressionistische Literatur und Graphik, Januar 1918

Zu Paul Paquita, Pseudonym von August Ewald, geboren 1887, sind biografische Einzelheiten unbekannt, er schrieb 1913–1919 in expressionistischen und anderen Zeitschriften (Inselschiff, Horen).

Das Bild „Sommertheater“ (um 1918 – 1922) ist von Alma del Banco, geboren am 24. Dezember 1863 in Hamburg; gestorben am 8. März 1943 ebenda. In der Zeit des Nationalsozialismus als Jüdin verfolgt, starb sie 1943 durch Suizid, um der Deportation in ein Vernichtungslager zu entgehen.

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