Donnerstag, 5. September 2024

Ingeborg Lacour-Torrup: Nacht deckt die Erde

 



Nacht deckt die Erde

Kühne Berge kannten hart den Himmel
Tiefversunken talt das fromme Land
Meere schlagen wolkenhoch
Die Sterne wandern fern überhimmelfern vorüber

Mut steilt die Sehnsucht hoch und starrt beklommen
Ein blasser Kindertraum ruht tief vergessen
Wundweh zerschluchzt die Klage
Herz
Wir Armen
Die Zeiten wandern überhimmelfern vorüber.

*

Schmiegt die weiche Nacht in meine Hände
Lächelt Dunkel Sternendämmerauge
Blüht die weiche Nacht in meinen Händen
Duftet
Blüht
Dunkle Blüten schwebt die Nacht
Ich - sinke
Blüten senden dunkle Blicke
Decken mich
Ich sinke
Blüten steigen sternehoch
Ich
Ruhe
Fern
Versunken


Ingeborg Lacour-Torrup, aus: Der Sturm, Jahrgang 15, Nr. 3, September 1924

Ingeborg Torrup (oder Lacour-Torrup) war eine dänischstämmige Autorin, Schauspielerin und Tänzerin - in den frühen und mittleren 20er Jahren Mitarbeiterin an Herwarth Waldens Zeitschrift Der Sturm. Sie schreibt ihre Gedichte auf Deutsch. Über ihre Lebensdaten ist wenig bekannt. Sie wanderte in den Zwanzigerjahren wohl in die USA aus.

Ingeborg Torrup kehrt nach einem Deutschland-Aufenthalt, sie gastierte unter anderem am 3. 2. 1922 im Blüthnersaal in Berlin, im Sommer 1923 in die USA zurück, nach San Francisco. Dort arbeitet sie als Schauspielerin und Tänzerin. Später ist sie in New York ansässig. Bei ihrer Rückkehr 1923 gibt sie auf den Passagierlisten ihr Alter mit 24 an. Danach wäre sie 1899 geboren. 1929 hat sie in New York als Mitglied der Truppe von Walter Hampden versucht, sich das Leben zu nehmen. Walter Hampden (1879 - 1955) war ein bekannter Broadway-Schauspieler, zeitweise führte er mit dem Colonial Theatre sein eigenes Theater, das zwischen 1925 und 1931 auch nach ihm als Walter Hampden Theatre benannt war.

Auf einer Seite des Philadelphia Inquirer vom 23.5.1922 heißt es: Ingeborg Lacour-Torrup, Danish classical dancer, now appearing in Berlin, has been engaged to appear in this country.

Es sind auch Gedichte von ihr zu finden in: Hartmut Vollmer, "In roten Schuhen tanzt die Sonne sich zu Tod", Lyrik expressionistischer Dichterinnen, Herausgegeben von Hartmut Vollmer, Arche Verlag Zürich 1993

Das Bild ist von Emily Carr (1871 - 1945)

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