Die Rose
(Zu dem Bilde von Nonnenbruch.)
Noch ist sie schön. Doch Doppelglühen
Welkt ihrer Blätter zarten Rand:
Der schwere gold´ne Blick der Sonne,
Der heiße Druck der braunen Hand.
Noch duftet sie den Blumenathem
Zur nahen Hand, zu fernen Höh´n,
Und mattend in ihr Sommersterben
Neigt sie das Haupt - noch ist sie schön.
Ernst Rosmer, Pseudonym von Elsa Bernstein, aus: Die Kunst unserer Zeit, eine Chronik des modernen Kunstlebens, Franz Hanfstaengl Kunstverlag, München, 1892
Elsa Bernstein, geboren am 28. 10. 1866 in Wien, gestorben am 12. 7. 1949 in Hamburg, arbeitete kurze Zeit als Schauspielerin, musste diesen Beruf jedoch aufgrund eines Augenleidens aufgeben. Im Jahr 1890 heiratete sie den Rechtsanwalt und Schriftsteller Max Bernstein, der Staranwalt der politischen Opposition im Kaiserreich. Während der 1880er war er Anwalt der SPD und konnte in spektakulären Prozessen die Unhaltbarkeit der im Sozialistengesetz erhobenen Vorwürfe nachweisen. Er verteidigte Maximilian Harden (und wurde von Wilhelm II. als "gemeingefährlich" bezeichnet),Erich Mühsam, Felix Fechenbach und andere.
Zusammen mit ihrem Mann unterhielt Elsa Bernstein einen künstlerisch-literarischen Salon, den sie 1939 einstellen musste. Die Möglichkeit, 1941 in die USA zu emigrieren lehnte sie ab, da ihre Schwester Gabriele keine Einreisegenehmigung erhielt. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde sie am 25. Juni 1942 zunächst nach Dachau und bereits am 26. Juni 1942 gemeinsam mit ihrer Schwester Gabriele in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Gabriele Porges kam im Ghetto Theresienstadt um, Elsa Bernstein wurde dort Anfang Mai 1945 befreit.
Max Nonnenbruch (1857 - 1922), Maler der Münchner Schule, die Illustration ist aus dem gleichen Band.
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