Freitag, 1. November 2024

Eleonore Kalkowska: Mit weichen Schleiern sollst du es umkleiden. . .

 



Mit weichen Schleiern sollst du es umkleiden. . .


Mit weichen Schleiern sollst du es umkleiden,
Was zwischen uns in jenen Tagen war,
So glüh es wie ein Licht auf nebelschweren Heiden,
Ein tiefverhülltes Bild am heiligsten Altar. ...

O, sanft und silbern möge es uns strahlen,
Wie Vollmondglanz durch leichte Wolkenschalen,
In zarter Reife soll versteckt es beben
Wie Pollen, der vom Blütenkelch umgeben. ...

So tief verschlossen, vornehm soll es ruhen,
Wie zarte Spitzen in geschnitzten Truhen,
Auf daß draus süße Düfte mögen steigen,
So oft wir unser Haupt darüber neigen.


Aus: Die Oktave, Gedichte von Eleonore Kalkowska, Egon Fleischel & Co. Berlin 1912

Eleonore Kalkowska, geboren am 22. Juni 1883 in Warschau, war eine polnisch-deutsche Schriftstellerin und Schauspielerin.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Eleonore Kalkowska 1933 zweimal verhaftet, jedoch nach Intervention des polnischen Gesandten jeweils kurz darauf wieder freigelassen. Daraufhin verließ sie Deutschland und lebte zunächst in Paris, danach in London. Sie starb am 21. Juli 1937 in Bern.

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