Mittwoch, 3. Januar 2018

Ernst Hardt: Abendlied / Am letzten Tor

Ein Bild der Fredelsloher Künstlerin Andrea Rausch


                  Abendlied

Still! Der Wald ist schwarz geworden,
zu Tale zieht des Hirten Melodie ...
Die Lüfte ruhen — nächtige Vögel
entflattern lautlos jedem Strauch.
Walddunkel träufelt Tau und Düfte,
den Kronen stirbt der Winde Hauch,
die rieseln in die Ebene nieder
und spielen mit dem Hüttenrauch.
Nun breitet Finsternis die Flügel,
nun schwindet das Gelände auch ...

Still! Der Wald ist stumm geworden.
Im Fernen zagt des Hirten Melodie:
„Gelie..bte du ... Gelie..bte du ..."


                     Am letzten Tor

Sieh da! An diesem Tor steht nun der Ehrenposten
Mit Hippe, Lampe und dem Stundensand.
Noch einmal lass mich Süß und Bitter kosten,
Dann, Wächter, leuchte vor ins unbekannte Land.




Ernst Hardt, geboren am 9. Mai 1876 in Graudenz, Westpreußen; gestorben am 3. Januar 1947 in Ichenhausen bei Günzburg war ein Schriftsteller, Übersetzer, Theater- und Rundfunkintendant.

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