Donnerstag, 15. November 2018

John Höxter: Pro Domo



Das "Café des Westens" in Berlin, auch "Café Größenwahn" genannt, eine der Wirkungsstätten von John Höxter


Pro Domo

Wenn ich wollte, was ich könnte,
Könnt´ ich eher, was ich wollte;
Doch wie will ich wollen können,
Und wie kann ich können wollen,
Ohne Muß zum Können wollen,
Da man wollen kann, wer muß!
Müßt´ ich wirklich, was ich müssen wollte,
Könnt´ ich sicher, was ich können muß.
Seht! Ein Mann, der manches können könnte,
Wenn der gute Mann nur wollen wollte.
Er verstummt und macht vorzeitig Schluß,
Weil (nach Nathan) kein Mensch müssen muß!

John Höxter, am 2. Januar 1884 in Hannover geboren, Dichter und Maler, und der genialste Schnorrer der Berliner Bohéme nahm sich am 15. November 1938 in Berlin das Leben.

Friedrich Hollaender textete über ihn dieses Couplet:

Ich pendle langsam zwischen allen Tischen.
Ab zwanzig Uhr beherrsch ich dieses Reich.
Ich will mir einen edlen Gönner fischen.
Vor mir sind Rassen und Parteien gleich.
Irrenärzte, Komödianten,
Junge Boxer, alte Tanten,
Jeder kommt mal an die Reihe
Jeder kriegt von mir die Weihe:
Könnse mir fünfzig Pfennige borgen?
Nur bis morgen?
Ehrenwort!

"Ich bin noch ein ungeübter Selbstmörder" schrieb er in seinem Abschiedsbrief an Leo von König, aber auch: "Möge das edle, naive deutsche Volk eines Tages jene furchtbare Schande von sich abwaschen, die es auf sich lud als es all zu willig sich der Herrschaft der unheiligen Dreieinigkeit des Wahnteufels, des Hetzteufels und des Gierteufels unterwarf."

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