Dienstag, 17. September 2019

Hugo Ball: Wenn je ich still. . . / Rotes Kreuz

Hugo Ball (1916)


                                                                »Ich bin gegangen nach allen Seiten
                                                                 Und jeder Weg war weiß verschneit
                                                                 Es wurden Wüsten meine Weiten
                                                                 Und Wunder jede Einsamkeit …«



Wenn je ich still und ganz mich zu Dir kehre,
Dann mußt Du groß und schweigend mich empfangen
Aus irrer Dunkelheit kam ich gegangen,
Besorgt, daß ich Dein lichtes Bild verzehre.

Wenn ich zu forschen lächelnd Dir verwehre,
Nach Lust und Leid, die doch auch mir erklangen,
Nach Stern und Freund, die mir am Wege sangen,
So wisse, daß ich tiefer Dir gehöre …

Nur eines war's, das mich bewegte
Hervorzugehn aus jedem Ungemach,
Das eine nur, das fiebernd mich erregte,

Und das mich schützte, daß ich nicht erlag:
Der Kindesglanz in Deinem Seelengrunde …
Noch einmal trinken mit berauschtem Munde …


Rotes Kreuz

Wie sind doch diese Stunden weh und krank,
Sogar die Amseln in den Zweigen klagens.
Der Park hat die Gebärde stummen Tragens,
Die Blätter rauschen leise: Gruß und Dank …
Jetzt gehn die Sterne silbern ihren Gang,
Bis zu der Stunde mildesten Versagens.
Oh, Labsal fern und nahen Glockenschlagens,
Bald kehrt die Mutter wieder, licht und schlank.
Wie ist doch eine Welt so bald versunken,
In Gottes Hand zurück, aus der sie kam.
Kaum haben wir dem Morgen zugewunken
Ist schon der Abend da, der alles nahm.
Du sendest Herr, uns aus wie Frühlingslieder.
Erhöre uns, wir klingen wieder …


Aus: Emmy Ball-Hennings „Hugo Ball - Sein Leben in Briefen und Gedichten“, Mit einem Vorwort von Hermann Hesse, S. Fischer Verlag, Berlin 1930

Hugo Ball (*22. 2. 1886 ; † 14. 9. 1927), als Dada zum Dadaismus wurde, wandte er sich mit Emmy Hennings anderen Gefilden zu. . .


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