Wir stehen alle draußen Tag für Tag
So jede Stunde, jeden Augenblick
Und sehnen uns nach unsrer Seele heim.
Nach diesem stillen, kühlen Seelendom
Wo Hingegebensein und Sichverlieren ist,
Wo Sichverlieren und Sichfinden ist,
Wo wir gelöst, wo wir gebunden sind. . .
Ruhn wir in uns? - wir unruhn in der Zeit
Und finden heim nicht in der Seele Dom.
Lang lag ich tot. . .
Lang lag ich tot und war gestorben
Schon lange Zeit.
Da klang´s wie wehmutswundes Weinen
Wie ungestillter Tränen zitternd Leid.
So lag ich bang in meinem Schmerze
So grabesbang.
Bis sehnend es in leisem Weinen
Zu meinen wehen Wunden schluchzend sang.
Es war die Sehnsucht mein mir nachgepilgert
Sie blieb mir treu.
Und meine Augen weinten wie auf Erden. . .
Und auch mein Herze weinte mit auf´s neu´
Wie schlug es bang und tränenschwer und bebend
In tiefem Leid. . .
Und brach dies Herz in bitter wehem Sehnen. . . .
Und war gestorben doch schon lange Zeit . . .
Clementine Krämer, aus einer Sammlung unklassifizierter Gedichte, 1940, Clementine Kraemer collection, 1894-1963, Leo Baeck Institute New York
Clementine Sophie Krämer, geborene Cahnmann; geboren am 7. Oktober 1873 in Rheinbischofsheim; gestorben am 4. November 1942 im KZ Theresienstadt, deutsch-jüdische Schriftstellerin des frühen 20. Jahrhunderts, die neben ihren schriftstellerischen Tätigkeiten sich auch als Feministin, Sozialaktivistin und Pazifistin engagierte. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts war sie zunehmend in Vergessenheit geraten. Doch mit dem wiederbelebten Interesse an der deutsch-jüdischen Geschichte, besonders der der Vorkriegszeit, wächst auch das Interesse an ihren Schriftstellern, deren Werke wichtige Aufschlüsse über die Zustände und Spannungen ihrer Zeit geben. (Wiki)
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