Samstag, 25. Januar 2025

Lessie Sachs: Unzureichend

 


Unzureichend

Lass mich in Ruhe, Du bist kein junger Gott.
Ich muß mit Dir mich auseinandersetzen.
Du bist, das glaube mir, für mich zu flott.
Du wirst bald kühl; dann wirst Du mich verletzen.

Du bist sehr schön; sehr schillernd, glatt, gewandt,
Doch, leider Gottes, hast Du Deine Grenzen.
Für einen Abend warst Du interessant. -
Sei mir nicht bös´! Ich zieh´ die Konsequenzen. . .

Und folglich wirst Du mich nicht wiedersehn;
Ich mochte sonst Dich wirklich recht gut leiden;
Jedoch wer möchte über Glatteis gehn?
Solange man nicht muß - soll man´s vermeiden.

Aus: Lessie Sachs Collection 1, Leo Baeck Institute New York

Lessie Sachs, geboren am 5. September 1897 in Breslau, gestorben Anfang 1942 in New York City/ USA, Dichterin und Malerin.

Am 5. 9. 1897 wird die Dichterin Lessie Sachs in Breslau geboren. Sie besuchte zunächst die Kunstgewerbeschule in ihrer Heimatstadt Breslau, dann in München. Dort wird sie wegen pazifistischer Aktionen in der Zeit der Räterepublik vorübergehend inhaftier. Sie kehrt nach Breslau zurück und leitet dort ein Atelier für Seidenmalerei.

Ihre Gedichte und Prosatexte erscheinen in Zeitschriften wie dem Simplizissimus, Uhu und der Vossischen Zeitung, als auch in Anthologien. 1933 heiratet sie den 12 Jahre jüngeren Breslauer Pianisten Josef Wagner.

Im Dezember 1932 präsentiert Josef Wagner in Breslau seine Kompositionen zu Gedichten von Lessie Sachs.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten kann Josef Wagner seinen Beruf nicht mehr ausüben; Gedichte von Lessie Sachs dürfen nicht mehr erscheinen. 1937 verlassen beide Deutschland und emigrieren nach Amerika.

Über die wenigen Jahre bis zu ihrem frühen Tod 1942 gibt es kaum biographische Hinweise. In den USA schreibt Lessie Sachs für die deutschsprachige jüdische Wochenzeitung Aufbau.
Lessie Sachs stirbt Anfang 1942 nach langjähriger Krankheit.

Zwei Jahre später veröffentlicht das von Friederike Zweig geleitete "Writers Service Center" posthum die Tag- und Nachtgedichte, eine kleine Auswahl aus ihrem lyrischen Werk.

Das Leo Baeck Institut (LBI) ist eine unabhängige Forschungs- und Dokumentationseinrichtung für die Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums mit drei Teilinstituten in Jerusalem, London und New York City mit Zweigstelle in Berlin. Es wurde 1955 von Hannah Arendt, Martin Buber, Siegfried Moses, Gershom Sholem, Ernst Simon und Robert Weltsch gegründet und setzt sich zum Ziel, deutsch-jüdische Geschichte und Kultur wissenschaftlich zu erforschen und ihr Erbe zu bewahren.

Das Bild „Der Mann“ ist von 1920 ist von Hugo Scheiber (1873 - 1950)

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