Freitag, 25. August 2023

Franziska Stoecklin: Nachtlied

 



Nachtlied

Müde sank der Tag
in den Arm der Nacht.
Sterne kommen zag
gnadenreich bewacht.

In den Bäumen ruhn
Vögel stumm und tief.
Sinnlos scheint das Tun.
Nur ein Käuzchen rief.

Mondbestrahlt und weiß
Schläft ein Engelskind.
Rosen duften heiß
in den kühlen Wind.

Laß auch uns erblühn,
innig sein und weit.
Nach des Tages Mühn
fühlen - Ewigkeit.

Franzisca Stoecklin, aus: Die singende Muschel, 1. Auflage 1925

Franziska Stoecklin, Lyrikerin, Erzählerin, Malerin, wurde am 11. 9. 1894 in Basel geboren und starb am 1.9.1931 ebendort.

1920 hatte sie einen ersten Gedichtband veröffentlicht. Es folgten zwei Bände mit lyrischer Prosa und 1925 ein weiterer Gedichtband Die singende Muschel. Die Themen ihrer Lyrik sind Traum, Liebe, Tod und Natur, wobei im ersten Band die Liebeslyrik dominiert, während im zweiten Band das Thema Tod in den Vordergrund tritt.

Das Bild ist von Jakub Schikaneder (1855- 1924)

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