Montag, 23. Juni 2025

René Schickele: Gedichte im Garten

 



Gedichte im Garten


Die Arche

Ich wandere
Am schwarzen Wald entlang
Nachhaus.
Aus einem einzigen Stern am Himmel
Bläst der Wind
Immer den gleichen Funken,
Als fürchte er die Nacht im Wald
Und hüte für das Tal, das sie bedroht,
Dies Lichtlein in der Not.

Plötzlich gießt der Mond
Sein Füllhorn aus!
Der Hügel blüht als Weißdornhecke
An einem See,
Darinnen Dorf und Tal versunken.
Mein weißes Haus, die Arche,
Schwimmt darauf
In atemvoller Stille.
Nicht einmal die Hunde rühren sich,
Da ich den Hof betrete,
Im Traum nur hören sie mich kommen.
Süß beklommen
Öffne ich die Tür und trete
In ein Geheimnis ein . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Im dunklen Zimmer,
Im dunklen Bett,
Die Augen geschlossen,
Im dreifachen Sarg,
Sehe ich den Weißdornhügel,
Von seinem Licht umflossen,
Und, wie es sich von ihm löst,
Mein Haus, meine Arche,
Auf dem breiten Tale schwimmend,
Das wiederum ein See ist
Wie vor tausenden von Jahren.


Weiße Herbstastern

Kleine Nebel, nachtentbunden,
Schwebtet ihr frühmorgens aus dem Tal?
Von der Erde überwunden,
Blühn sie wie ein Stern, doch tausendmal!

Von der Erde angezogen,
Spiegeln Himmel sie am lichten Tag,
Sind dem Tage schon entflogen,
Wo an Nacht kein Herz noch denken mag.

Bebend, wenn der Abendstern aufreitet,
Steigen, schwärmen sie zuhauf,
Und, indes die Nacht sich vorbereitet,
Nehmen sie der Erde Lauf:

Blenden fast, bevor sie blassen,
Weil der Sterne Donnerlicht erscheint,
Weil des Todes Schauer sie umfassen,
Der sie doch dem höhern Bild vereint.


Schicksal

Ich liebe dich -
Das ist wie die Blume,
Die jedes Jahr wiederkommt,
In Treue beflissen,
Sobald der Specht, klopfend,
Sie an ihr Versprechen gemahnt.

Ich liebe dich -
Das ist wie die Blume,
Die vergeht, wenn der Wind,
Ein Bote der Sterne,
Die Vögel, ihre Spielgefährten,
Auf einmal entführt.

René Schickele, aus: Klingsor, Siebenbürgische Zeitschrift, Erstes Jahr April bis Dezember 1924, Klingsor Verlag Kronstadt

René Schickele (1883 – 1940); Dichter aus dem Elsass, setzte sich nach dem ersten Weltkrieg engagiert für die deutsch-französische Aussöhnung ein. Schon 1932 ahnte er, was sich in Deutschland anbahnte und emigrierte nach Südfrankreich. Dort lebte er, bis er einige Monate nach Einmarsch der Wehrmacht am 31. 1. 1940 an Herzversagen starb. Auch seine Werke wurden von den Nationalsozialisten den Flammen übergeben.

Das Bild ist von Else Berg, einer niederländischen Malerin, geboren am 19. Februar 1877, die am 19. November 1942 im KZ Auschwitz Birkenau ermordet wurde.

Freitag, 20. Juni 2025

Hans Schiebelhuth: Liebeslieder

 



Liebeslieder

I.

Für die letzte Erkühnung bleibt noch,
Daß einer über sich wächst,
Die Sonn stürmt,
Des Mondes sich bemächtigt,
Die Sterne einfängt wie Fliegen . . .
Aber was dann?

O, ich liebe die Erde;
Auf ihr will ich bleiben
Jeglichem Wesen gut.
Und wo kein Ausweg mehr ist,
Ist ein Inweg
Und ein Entgegengeschehn,
Dunkel und hell von Begegnung.

O, ich liebe die Erde;
Auf ihr will ich bleiben,
Ihr Glück kommt zu mir,
Ein Kind,
Das mich unschuldig küßt -
Unversehens ists Deine Lippe.


II.

In meiner Brust brennt ein Stück von einem zersprungenen Stern,
Der schien schöner vordem, wenn deine Sonne vorübergeht
Und ich leide Heimweh.
Vielleicht bin ich auch nur eine Waldsage: Das Geflüster des Laubs nach dir,
Oder die leise Bewegung der Blumen gegen den wandernden Strahl
Oder irgend ein letztes verlornes Geschöpf in den Ozeanen des Lichts,
Das für eine Sekund aus Sehnsucht nach dir das Begreifliche streift. . .
Aber Liebe will nicht was ich bin, sondern daß du bist.


Hans Schiebelhuth, aus: Klingsor, Siebenbürgische Zeitschrift, Erstes Jahr April bis Dezember 1924, Klingsor Verlag Kronstadt

Hans Schiebelhuth, 11. Oktober 1895 in Darmstadt; gestorben am 14. Januar 1944 in East Hampton, New York, USA, expressionistischer deutscher Schriftsteller und Übersetzer. Er übersetzte unter anderem sehr früh den amerikanischen Schriftsteller Thomas Wolfe (Schau heimwärts Engel) und sorgte mit seinen Übertragungen dafür, dass Wolfe in Deutschland bekannter war, als in seinem Heimatland.



Das Bild ist von Edvard Munch (1863 - 1944)

Donnerstag, 19. Juni 2025

Christian Friedrich Wagner: Sommersonnenwende

 


Sommersonnenwende

Sag, was kündest du mir, Sonnenwendkraut, leuchtender Busch du?
Nicht Johanniskraut, nein, Lichtheiliger mögest du heißen!
Sommerverkünder, so weit das Auge erfasset die Landschaft.
Lichthell stehet der Rain und sommerlich glühet der Wegsaum,
Borget den Nächten sogar ein mitternachtsonniges Dämmern.

* * *

Stets sich steigert die Glut, daß glitzern die Blätter des Eichwalds
Wie in metallischem Glanz. - Gott! Rosen, ja Rosen in Menge!
Rot und röter und weiß. - Ach, wie ermüdet die Fülle!
Silbrig flimmert die Luft und goldgleich zittert der Sonnball.

Aus: Späte Garben, Gedichte von Christian Wagner, München und Leipzig bei Georg Müller, 1909

Christian Friedrich Wagner, geboren am 5. August 1835 in Warmbronn, Baden-Württemberg; gestorben am 15. Februar 1918 ebenda, Kleinbauer und Dichter.

Seine Stellung zur Kriegslyrik seiner Zeit war eindeutig, wie aus einem Brief an Hermann Hesse hervorgeht: Nachdem er schon mehrfach „um Kriegslieder angegangen worden“ sei, schreibt er weiter: „das Heldentum des Nitroglyzerins erkennen wir [Dichter] nicht an!“ Als der befreundete Dichter und Kriegsdienstverweigerer Gusto Gräser aus Deutschland ausgewiesen werden sollte, setzte er sich für ihn ein. 

Er leidet sehr unter dem fortgesetzten Kämpfen und Töten und wünscht sich, Eremit zu werden. „Ich beklage, dass es in Deutschland keine Wälder mehr gibt, wie im Mittelalter, zur Zeit der Eremiten, in die hinein ich mich verkriechen könnte, um dort nur noch mit frommen Tieren zu leben.“

„Lieber ein barmherziger Heide als ein unbarmherziger Christ“

Emil Arnold-Holm: Die Judengasse

 


Die Judengasse

Um diese Gasse wehn der Schwermut Schwingen.
Schwer lastet auf ihr Vergangenheit.
Zuweilen hörst du alte Lieder singen,
dann ist’s, als weinte tiefes, müdes Leid.
Aus schmalen Fenstern schauen manchmal Kinder
Mit Augen, die traurig und wissend sind.
An einer Straßenecke steht ein Blinder.
Sein flüsterndes Gebet erstirbt im Wind.
Der schwarzen Mädchen rote Lippen dürsten
Nach Glück und Liebe, die sie nie gekannt.
Manchmal siehst Greise du wie stolze Fürsten,
Die man in das Exil verbannt.
Am Sabbat glühn aus allen Fenstern Kerzen,
Bevor die Nacht noch schreitet durch das Tor,
Und flackern leise, wie flammende Herzen,
Im stillen Feierglanz zu Gott empor.

Emil Arnold-Holm, aus: Colin, Amy und Kittner, Alfred (Hrsg.): Versunkene Dichtung der Bukowina, München 1994

Emil Arnold-Holm ist das Pseudonym eines österreichischen Schriftstellers aus den 30er Jahren, dessen Identität nicht völlig geklärt ist; geb. vermutlich 1911 in der Bukowina, 1938 in Wien ermordet. 1955 erscheint der Anthologieband Dein Herz ist deine Heimat, in dem ein Gedicht Arnold-Holms vertreten ist, und wo angegeben wird, es handle sich um einen jungen österreichischen Autor, der bei einem der ersten Pogrome des Jahres 1938 in Wien getötet wurde.

Das Bild „Die Judengasse in Wien“ ist von Hans Götzinger (1867 - 1941)

Mittwoch, 18. Juni 2025

Marianne Dora Rein: Stiller Tag

 



Stiller Tag

Silbern rinnt des Wassers Kühle,
lautlos rauscht die Mittagsschwüle,
und dazwischen
flüstert Wind in den Gebüschen.

Hingelagert ruht die Herde.
Wollnes Vlies schmiegt sich zur Erde.
Über Gräsern
schwebt der Himmel hoch und gläsern.

An den Halmen paarweis hangen
Falter, die sich spielend fangen:
Bunte Waage,
schwer von Liebe, schwer vom Tage.

Abendröte kommt geflossen,
Blumenkelch hat sich geschlossen.
In der Ferne
blinken auf die ersten Sterne.

Marianne Dora Rein, aus: Vier Gedichte, in Der Morgen, Zweimonatschrift der Juden in Deutschland, herausgegeben von Julius Goldstein, Philo-Verlag, Berlin, Heft 5 August 1938

Marianne Dora Rein, geboren am 2. Januar 1911, war eine junge hoffnungsvolle jüdische Dichterin aus Würzburg. Am 27. November 1941 wurde Marianne Rein zusammen mit ihrer Mutter mit dem ersten aus Würzburg abgehenden Transport zusammen mit weiteren 200 Personen, darunter 40 Kindern und Jugendlichen, deportiert. Der Transport ging über Nürnberg nach Riga. Die Deportierten wurden, so eine Überlebende, in den eiskalten Wirtschaftsgebäuden des Jungfernhofes bei Riga untergebracht. Von dort gingen ab Februar 1942 Transporte ab, zuletzt am 26. März 1942 ein Transport mit ca. 1700 Menschen. Alle Abtransportierten wurden am gleichen Tag in einem Wald bei Riga erschossen. Von den im November 1941 aus Franken nach Riga Deportierten haben, soweit bekannt, zwei Personen überlebt.

Das Bild ist von Paul Ranson (1864 - 1909)


Dienstag, 17. Juni 2025

René Schickele: Primavera

 



Primavera

Die Politik des Herzens, sagt, wie nenn ich sie?
Den Geist. Verwirklichung des Herzens? Utopie.

*
Ihr meint, da sei ich weit entfernt von diesen Zeiten?
Seht, wie die Herrn von gestern Arme breiten
Und möchten in die bessre Welt eingehn,
Ein Wind aus Rosenhagen ihrer Narben,
Um reich an Demut wehrlos zu bestehn,
Die elend sie in ihrer Rüstung starben.

René Schickele, aus: Die weißen Blätter, der Novemberausgabe 1918 vorangestellt.

Die weißen Blätter waren eine Monatsschrift, die in ihrem Erscheinungszeitraum von 1913 bis 1920 zu einer der wichtigsten Zeitschriften des literarischen Expressionismus wurde.

1915 übernahm René Schickele die Herausgabe. Von 1916 bis 1917 gab der Verlag Rascher in Zürich die Zeitschrift heraus, 1918 der Verlag der weißen Blätter in Bern, von 1919 bis 1920 publizierte Paul Cassirer die Zeitschrift in Berlin.

René Schickele (1883 – 1940); Dichter aus dem Elsass, setzte sich nach dem ersten Weltkrieg engagiert für die deutsch-französische Aussöhnung ein. Schon 1932 ahnte er, was sich in Deutschland anbahnte und emigrierte nach Südfrankreich. Dort lebte er, bis er einige Monate nach Einmarsch der Wehrmacht am 31. 1. 1940 an Herzversagen starb. Auch seine Werke wurden von den Nationalsozialisten den Flammen übergeben.

Das Foto zeigt den Autor auf der Rheinbrücke in Neuenburg /Literaturmuseum Badenweiler 

Montag, 16. Juni 2025

Rudolf Fuchs: Der Flüchtling

 



Der Flüchtling

Das Haus war starr von Nacht und scharfen Waffen,
und Brandgeruch belagerte den Zaun,
als er, das Schicksal sich vom Hals zu schaffen,
sich unter blasse Sterne konnte traun.
Und als die Schritte langsamer sich fanden
und böser Aufruhr wie ein Traum verblich,
erblickte er sich bange auferstanden,
und seine wehen Worte sangen sich:

„Wie vieles nannt ich Du vor diesen Tagen!
Und wieder harrt die Pforte angelweit,
nichts wehrt mir, mich mit Kränzen umzutragen
für Mädchen, Himmel, Baum und Abendzeit,
für bunte Fahnen, die im Taumel wehen
und für die Schatten, welche immerzu
den Feiertagen sich entgegendrehen -
Ich aber zu mir selber sage: Du!“

Und also ausgestoßen aus der Mitte
berührte er den steilen Küstenstrich,
Gerölle taumelte um seine Schritte,
und unten schrie die Brandung.
Dem Sturme überließ er seine Schwelle
(die arme Wohnung atemlos und leer)
und mündete im Augenblick der Welle
aus seiner Wunde in das große Meer.

Rudolf Fuchs, aus: Die weißen Blätter, Dezember 1916

Rudolf Fuchs, geboren am 5. März 1890 in Poděbrady, Mittelböhmen, Österreich-Ungarn; gestorben am 17. Februar 1942 in London war deutsch-tschechoslowakischer Dichter und Übersetzer. Sein erster Gedichtband erschien 1913 in Heidelberg, bis zu seinem Tod im Exil in London, wo er bei einem Bombenangriff starb, sollten noch zwei weitere folgen. Sein letzter war "Gedichte aus Reigate", dessen erstes Gedicht die "Variationen nach Heinrich Heine" waren. Dass er ausgerechnet am Todestag des von ihm verehrten Dichters selber starb, und auch im Exil, wenn auch nicht in Paris, sondern in London, ist vielleicht eine Ironie der Geschichte. . .

Die weißen Blätter waren eine Monatsschrift, die in ihrem Erscheinungszeitraum von 1913 bis 1920 zu einer der wichtigsten Zeitschriften des literarischen Expressionismus wurde.

1915 übernahm René Schickele die Herausgabe. Von 1916 bis 1917 gab der Verlag Rascher in Zürich die Zeitschrift heraus, 1918 der Verlag der weißen Blätter in Bern, von 1919 bis 1920 publizierte Paul Cassirer die Zeitschrift in Berlin.



Das Bild ist von John Macallan Swan (1846 - 1910)

Sonntag, 15. Juni 2025

Carl Wolff: Leg eine Muschel an dein Ohr / Franziska Stoecklin: Die singende Muschel

 



Leg eine Muschel an dein Ohr

Leg eine Muschel an dein Ohr,
wie Kinder tun und lächelnd lauschen —
du hörst der Wellen singenden Chor,
Du hörst das Meer
von altersher
noch immer leise rauschen.

So lebt in deinem Innern auch
von deiner Jugend Spiel und Singen
doch immer noch ein seliger Hauch.
Lausch' nur zurück,
du hörst das Glück
noch immer leise klingen.

Carl Wolff (1884 - 1938), aus der Sammlung „Auf stillen Wegen“ Gedichte. Verlag Chr. Adolff, Altona-Ottensen 1920


Die singende Muschel

Als Kind sang eine Muschel
mir das Meer.
Ich konnte träumelang
an ihrem kühlen Munde lauschen.
Und meine Sehnsucht wuchs
und blühte schwer,
und stellte Wünsche und Gestalten
in das ferne Rauschen.

Franziska Stoecklin, aus: Die singende Muschel, 1. Auflage 1925

Franziska Stoecklin, Lyrikerin, Erzählerin, Malerin, wurde am 11. 9. 1894 in Basel geboren und starb am 1.9.1931 ebendort.

1920 hatte sie einen ersten Gedichtband veröffentlicht. Es folgten zwei Bände mit lyrischer Prosa und 1925 ein weiterer Gedichtband Die singende Muschel. Die Themen ihrer Lyrik sind Traum, Liebe, Tod und Natur, wobei im ersten Band die Liebeslyrik dominiert, während im zweiten Band das Thema Tod in den Vordergrund tritt. Sie war unter anderem mit der Dichterin Emmy Hennings befreundet.

Das Bild ist von Étienne Adolphe Piot (1831 – 1910)

Freitag, 13. Juni 2025

Lisa Baumfeld: Rosen

 



Rosen


Es drängt mein Selbst, das blütenlose,
Voll Sehnsucht ewig nach der Rose,
Die schlank in blonde Lüfte taucht,
Und tiefe, süße Freude haucht!

Ich wollt' an ihrem Kelche singen,
Von Brisen, Thau und Schmetterlingen;
Und all das weite, bange Leben
Sollt' mich ein Rosenduft umschweben ...

Lisa Baumfeld, geboren am 27. April 1877 in Wien; gestorben am 3. Februar 1897 ebenda)

Lisa Baumfeld erkrankte schwer und verstarb innerhalb weniger Tage im Alter von 19 Jahren in Wien. Postum gab Ferdinand Groß 1899 eine Sammlung ihrer Gedichte unter dem Titel Gedichte heraus.

Donnerstag, 5. Juni 2025

Margarete Beutler: Abwehr

 


Abwehr

Wer bin ich, daß sich tausend Hände strecken,
Begehrliche und grobe Männerhände,
Nach meinem Leib, der nur zu blühen trachtet,
Selig zu blühen, wenn der Geist ihn segnet,
Und seine goldene Zeit sich still erfüllt! -

Wer bin ich, daß sich tausend Hände strecken,
Gierige und verschmutzte Alltagshände,
Nach meiner Seele, die der Feinsten eine,
Die mit dem Grase zittert unterm Weste,
Und Andacht hält in einem Lerchenliede! -

Aus: Neue Gedichte von Margarete Beutler
Bruno Cassirer Verlag Berlin 1908

Margarete Beutler, geboren am 13. Januar 1876 in Gollnow, Provinz Pommern; starb am 3. Juni 1949 in Gammertingen auf der Schwäbischen Alb. Sie wirkte als Lyrikerin und Übersetzerin aus dem Französischen. In den Schriften zum „Café Größenwahn“ und zum „Romanischen Café“, wo sie gerne verkehrte und bekannt war, wird erwähnt, dass sie 1925 „verschollen“ sei. Nach der Geburt ihres Sohnes lebte sie mit ihrem Mann, Friedrich Freksa, einem Roman- und Krimiautor, in München. Beutler war unter aanderem befreundet mit den Autoren Christian Morgenstern und Frank Wedekind. Nach ihrer Scheidung lebte sie zurückgezogen. Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten entschied sie sich gegen einen Eintritt in die Reichsschrifttumskammer. Sie zählte sich selbst zur Bohème. Gedichte aus ihrem ersten Gedichtband (1902) sind auch in die Gedichtsammlung Lieder aus dem Rinnstein von Hans Ostwald (Hrsg.) aufgenommen worden.