Sonntag, 7. Dezember 2014

Adam Kuckhoff: Greta



Greta

Andern hab ich manchen Vers geschrieben,
Dir nur hier und da ein kleines Wort.
Zeugt das nicht von kleinrer Kraft im Lieben?
Geh ich nicht als Schuldner vor Dir fort?

O Geliebte, ungemessen
war die Liebe, die uns zwei verband.
Über ihr hab ich das Wort vergessen,
weil ein jeder Tag uns in ihr fand.

Denkst Du an das Blut in Deinen Lungen?
Sprichst Du von der Luft, die Dich umgibt?
Nein, ich habe Dich nicht besungen,
ich hab Dich nur geliebt.

Müsste ich Dir nicht noch vieles sagen?
Jede Stunde rinnt vom Letzten fort!
Und doch finde ich in diesen Tagen
kaum ein Wort.

Dir verschuldet in so vielen Dingen,
seh ich ruhig doch das Ende nahn.
Nichts blieb, so wie wir zusammengingen,
Von dem Größten bis zu dem Geringen
ungesagt und ungetan.

Dieses Gedicht schrieb der Schriftsteller Adam Kuckhoff im Februar 1943 für seine Frau Greta, während er, verhaftet von der Gestapo, in Berlin Plötzensee einsaß. Am 5. August 1943 wurde er hingerichtet.


Aus: Adam Kuckhoff zum Gedenken. Novellen, Gedichte, Briefe. Herausgegeben und eingeleitet von Greta Kuckhoff, Berlin, Aufbau Verlag 1946

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