Dienstag, 16. Dezember 2014

HaHuBaley - Der Rasta-Querkopf





Der Rasta-Querkopf

(Ein Lied für die Trommel)

Es ging ein Mann im Syrerland,
Hielt einen Querkopf in der Hand,
Den tät der Baas bestaunen.
Rasta kreuz und Rasta quer,
Wo hat der Mann den Querkopf her?
Rasta Rasta Rasta Rasta
Rasta Bry Trumm Baas.

Es liegt ein Tier am Wüstenrand,
Das frißt Kritiken aus dem Sand
Und hat verfluchte Launen.
Rasta kreuz und Rasta quer,
Wo hat der Bry das Querschiff her?
Rasta Rasta Rasta Rasta
Rasta Bry Trumm Baas.

Hing auch ein Bild an einer Wand.
Viel nacktes Pferd beim Jüngling stand.
Das wollen wir beclownen.
Rasta kreuz und Rasta quer,
Cubismus ist kein Schießgewehr.
Rasta Rasta Rasta Rasta
Rasta Bry Trumm Baas.


War eine Stadt in Bayerland,
Da hingen vier am Leierband.
Die hörten Odins Raunen.
Rasta kreuz und Rasta quer,
Schon waren es drei Querköpf mehr.
Basta Basta Basta Basta
Basta Bry Trumm Baas.

HaHuBaley, das sind Hans Leybold (1892 - 1014) und Hugo Ball (1886 - 1927), die vor dem ersten Weltkrieg zusammen unter diesem Pseudonym zusammen Gedichte erfassten, welche die Moderne und den Dada, dessen Mitbegründer Hugo Ball später sein sollte, vorwegnahmen.

Leybold und Ball gaben auch zusammen 1913 in München eine Literaturzeitschrift mit dem einprägsamen Titel Revolution heraus. Nach fünf Ausgaben und zwei Prozessen wegen anstößiger Inhalte kam jedoch schon das Ende. Die Zeitschrift war trotz ihres Titels nicht wirklich politisch, obwohl Literatur, die auf Veränderung drängt, immer auch politisch ist. Das Programm der Zeitschrift formulierte Hans Leybold so:

„Kampf gegen Seiendes, für Keimendes. Gegen Kunstportiere, Kulturportiere … Stagnaten, Kastraten. Gegen literaturbehaftete Oberlehrer, kunstsinnige Kritiker, allgemeine Rundschauer. In summa: Gegen Zuständliches.“

Hans Leybold: Das lyrische Gedicht

Es handelt sich darum, das adäquate Wort zu finden; das Wort, das den Sekundenzeiger zwingt, stehn zu bleiben.

Das Momentane wird zum Zuständlichen; transformiertes Erlebnis ist Artistik letzten Endes. "Begebenheit" ist nicht wesentlich. Wesentlich ist vielmehr . . . Figuration. Naivität wird Ballast; –; gewichtig nur die Kongruenz: Ereignis und Expression haben sich (substantiell) zu decken. Vor allem ist die gehaltliche Gemeinsamkeit zwischen Projektion und Erscheinung kennbar.

Nicht die erste Assoziation ist künstlerische "Arbeit". – Bei einfachen Fällen geht es nur um ein zu betrachtendes Substantivum, dem ein Adjektivum koordiniert ist: Beispiel: "blondes Haar". Erste Attraktion (des Naiven): "goldene Welle". Adäquate Transformation: (das Beispiel fällt aus; nicht . . . Invention, sondern Elementares, Manuelles soll exhibiert werden.) –.

Komplizierteste Umsetzung: vergleichbar der Umwechslung von zehntausend Kupfer-Pfennigen in eine Banknote; die den gleichen Wert repräsentiert wie die Summe der Einzelbestandteile; den gleichen Wert: und doch einen größeren. Weil komprimiert, tragbar in einer Westentasche. Der lyrische Dichter kann über viele Umwege (Raffinesse?) zum Sekundären gelangen; je sprunghafter die Gänge . . . desto primärer das stilistisch dem Ereignis Beigeordnete. – –

Die Transsubstanziation der Oblate und des Weins in Leib und Blut des Heilands . . gibt das Theorem des lyrischen Gedichts. Notwendig erscheint der Glaube an die Möglichkeit: Visionäres zu fixieren.

Es soll nicht gesagt werden, daß grundlegende Faktoren allein, zwingend Lyrisches bedingen. Komparserie und Weihrauch . . sind erforderlich.

Bleibt zu notieren: daß das Originäre nicht absolut primär zu sein hat (Zeugung und Geburt!): wie das Erlebnis das Wort herbeiziehen kann (herbeizieht): so kann das Wort zum Er[lebnis führen. Il vécut ce qu'il devait peindre (Lanson) ist ebenso "richtig" wie: il peignait ce qu'il devait vivre.

Hans Leybold wurde am 2. April 1892 in Frankfurt am Main geboren. Er wurde zu Beginn des Ersten Weltkrieges im Sommer 1914 eingezogen und schon bald vor Namur (Belgien) schwer verwundet. Drei Tage nach seiner Rückkehr zum Regiment erschoss er sich in der Nacht vom 7. zum 8. September.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen