Gefunden an einer Hauswand in Bremen Gröpelingen |
Ich will heraus aus dieser Stadt
Ich weiß, daß Berge auf
mich warten,
draußen - weit
-
und Wald und Winterfeld
und Wiesengarten
voll
Gotteseinsamkeit. –
Weiß, daß für mich ein
Wind durch Wälder dringt,
so lange schon -
daß Schnee fällt, daß
der Mond nachtleise singt
den Ewig-Ton. –
Fühle, daß nachts
Wolken schwellen,
Bäume,
daß Ebenen, Gebirge
wellen
in meine Träume. –
Die Winterberge, meine
Berge tönen -
Wälder sind
verschneit. –
Ich will hinaus, mit
euch mich zu versöhnen!
Ich will hinaus aus
dieser Zeit,
hinweg von Märkten,
Zimmern, Treppenstufen,
Straßenbraus. –
Die Waldberge, die
Waldberge rufen,
locken mich hinaus!
Bald hab ich diese
Straßenwochen,
bald diesen Stadtbann
aufgebrochen
und ziehe hin, wo
Ströme durch die Ewig-Erde pochen,
ziehe selig in die
Welt!
Im Jahre 1913 schrieb der bekannte Dichter
Richard Dehmel an seinen Kollegen Paul Zech: „Hier schicke ich Ihnen eine Reihe
Gedichte von einem jungen Unbekannten, die wie geboren für Ihre neue Zeitung
sind. Der Mann heißt Gerrit Engelke und ist ein gewöhnlicher Stubenmaler
(Anstreichergehilfe), 21 Jahre alt, ein wahres Wunder. Ich bin sonst immer
mißtrauisch gegen sogenannte Naturpoeten und gehe mit Empfehlungen überhaupt
sehr sparsam um, aber hier muß ich eine Ausnahme machen.“
Gerrit Engelke wurde am 21. Oktober 1890 in
Hanover geboren. „Gewiß ist Engelke der Dichter des Maschinenzeitalters, doch
unter dem Einfluß Whitmans erscheint bei ihm die Arbeitswelt in idealisierter
Sicht. . . . Trotz aller Faszination
teilte er freilich den unreflektierten Fortschrittsglauben seiner Zeit nicht.“
, heißt es über ihn im Buch „Ein deutscher Dichter bin ich einst gewesen -
Vergessene und verkannte Autoren des 20. Jahrhunderts“ von Hans J.
Schütz.
Am 13. Oktober 1918 fiel er an der Westfront,
kurz nachdem er einem Freund geschrieben hatte, er wolle über das „vom Krieg
befreite, wieder menschlich-brüderlich werdende Völkereuropa der Städte, der
Arbeit, des Lebens“ schreiben.
Dass Engelke dem städtischen Leben jedoch auch
kritisch gegenüber stand zeigt sein Gedicht „Ich will heraus aus dieser Stadt“,
in dem es unter anderem heißt: „Bald
hab ich diese Straßenwochen, / bald
diesen Stadtbann aufgebrochen / und
ziehe hin, wo Ströme durch die Ewig-Erde pochen, / ziehe selig in die Welt!“
Leider
lässt sich nicht sagen, wohin sich der frühverstorbene Dichter entwickelt
hätte. Doch eines lässt sich gewiss sagen: Er ist zu Unrecht dem Vergessen
anheim gefallen.
dem Vergessen anheim gefallen, wie viele andere, und viele, die es auch verdient hätten, wahrgenommen zu werden auch heute ein Schattendasein fristen ...
AntwortenLöschenNeuer Blog? Schön übersichtlich. Ich werd dich auf meinem verlinken, wenn es genehm ist?
Gerne, Danke. Ja, neuer Blog. ich habe mittlerweile so viele mich berührende Texte angesammelt, dass ich mich entschloss, diese, soweit es das Copyright zulässt, auf einem eigenen Blog zu veröffentlichen. Angefangen hatte ich mit Ernst Tollers Schwalbenbuch. (so stelle ich mir ein Lesebuch zusammen, wie ich es gerne im Deutschuntericht gehabt hätte)
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