Heimat
Du fragst, wo ich zu Hause bin?
Am blauen, blauen Meer,
Und meine Heimwehsehnsucht zieht
Mit den Störchen hierher.
Meine Sehnsucht liegt im Dünensand
Und starrt ins Haff und ins Meer hinaus.
O, sage mir einen Weg
Über die Ferne nach Haus.
O, sage mir einen Weg
In mein liebes Heimatland,
Der Roggen blüht ja so gelb, so gelb
Und am Meer, da flüstert und rieselt der Sand.
Mala Laaser, aus: Central-Verein-Zeitung, Allgemeine Zeitung des Judentums, XIII. Jahrgang, Nr. 4. Berlin, 25. Januar 1934
Geburt der Verse
Nehmt, was wir euch sagen, nicht als Habe!
Ach! Wir dulden, ehe wir gebären!
Feuers Kraft zwingt unser Herz zur Gabe,
Leiden treibt, das Wort zum Sinn zu kehren!
Wir sind Born und werden schwer zur Quelle,
Brände wirken unser Überfließen!
Wir sind Inhalt! Sturm macht uns zur Welle!
Glaubt uns doch: wir wollen nicht! Wir müssen!
Mala Laaser, aus: Central-Verein-Zeitung, Allgemeine Zeitung des Judentums, XV. Jahrgang / Nr. 15, Berlin, 9. April 1936, beide Gedichte auch in: auch in: Maschas Schwestern, Spurensuche Band 1, Dichterinnen mit jüdischen Wurzeln, herausgegeben von Sabine S. Rahe und Jörg Krüger, 2025
Mala Laaser, eigentlich Amelie Eva Ruth, geboren am 19. Juli 1911 in Königsberg, gestorben am 23.3.1943 in Glasgow, Schriftstellerin und Journalistin.Sie schrieb Reportagen und veröffentlichte später auch Geschichten und Gedichte, hauptsächlich in jüdischen Zeitschriften. Eine kurze Suche im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek und im Online-Portal Compact Memory der Universitätsbibliothek Frankfurt/M., das bis 1938 die wichtigsten jüdischen Zeitungen und Zeitschriften der deutschsprachigen Welt umfasst, zeigt, dass Laaser in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre ihre Artikel, hauptsächlich längere Novellen, sowohl in der Central-Verein-Zeitung als auch im Jüdischen Gemeindeblatt veröffentlichte der Jüdischen Gemeinde Berlin, in den monatlichen Zeitungen des Jüdischen Kulturvereins in Berlin und in der Berliner Monatsschrift der Juden in Deutschland.
1937 lernte Mala Laaser den Schriftsteller und Juristen Jacob Picard (1883–1967) kennen. Sie verlobten sich. Das Paar löste ihre Verlobung und Beziehung ab, vermutlich wegen der Auswanderungsversuche. Im Gegensatz zu ihrer Mutter wurde Malas Auswanderungsantrag genehmigt. Am 23. August 1939 verließ Laaser das nationalsozialistische Deutschland und folgte ihrem Bruder nach Großbritannien.
Das Bild ist von Georges Lacombe (1868 - 1916)
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