Freitag, 24. Mai 2019

Wolfgang Hellmert: Herr, für mein armes Ende. . .



Herr, für mein armes Ende
Gib diese Wünsche her:
Den Segen zweier Hände,
Die Ausfahrt an das Meer,
Die großen Berge und Bäume,
Ein Leuchten deines Gesichts,
Den Frieden mancher Träume
Und etwas Schlaf, sonst nichts.

(Aus dem lyrischen Nachlass)

Wolfgang Hellmert, geboren als Adolf Kohn am 15. August 1906 in Berlin; gestorben am 24. Mai 1934 in Paris im Exil.


Ab 1926/1927 gehörte er zum Freundeskreis von Klaus Mann, zusammen mit Herbert Schlüter, Willi Fehse, Annemarie Schwarzenbach und René König. Ab 1928 gehörte er zum Autorenkreis des Hamburger Rundfunksenders NORAG. Ende März 1933 musste er aus Deutschland emigrieren und ging nach Paris. Dort starb er 1934 durch Selbstmord mit einer Überdosis Morphium im Alter von 27 Jahren.


Samstag, 11. Mai 2019

Bess Brenck-Kalischer: Die Tänzerin

Isadora Duncan, gezeichnet von Auguste Rodin (1840 - 1917)



Die Tänzerin

Denn tanzen muss sie.
Dem tollen Rad verflochten
Gliedert sie Chaos,
Schwendet Quellen,
Stampft zuckende Krater.
Im Drang
Des großen Taktes
Tanzt sie Gestirne.

Bess Brenck-Kalischer, aus: 
Dichtung (Dichtung der Jüngsten, Band I). Dresdner Verlag von 1917, 1917

Bess Brenck-Kalischer, geboren als Betty Levy am 21. November 1878 in Rostock; gestorben am 2. Juni 1933 in Berlin.

1905 veröffentlichte sie erste Gedichte in der Zeitschrift „Charon“. 1906 Heirat mit dem Schriftsteller Siegmund Kalischer (1880–1911). Veröffentlichung von Gedichten und Prosa in den Zeitschriften „Neue Jugend“ (1914) und „Die schöne Rarität“ (1917). Spätestens seit 1917 lebte sie in Dresden-Hellerau, dort war sie Mitbegründerin der Expressionistischen Arbeitsgemeinschaft Dresden. 1922 erschien ihr Roman Die Mühle.


Sonntag, 5. Mai 2019

"Verbrannte Dichterinnen und Dichter" Lesung mit Musik am 10. 5. 2019 Klosterkirche Fredelsloh


Am 10. 5. 2019 um 19:30 im Westteil der Klosterkirche Fredelsloh:
"Verbrannte Dichterinnen und Dichter"
Lesung mit Musik zum Gedenken an die Bücherverbrennung 1933
Vortragender: Jörg Krüger, Fredelsloh

Eine Veranstaltung der Reihe "Texte und Töne in Fredelsloh" des Bildungswerkes Leben und Umwelt e. V., Alte Schule Fredelsloh und der Klosterkirche Fredelsloh.

Vorgetragen werden Werke unter anderem von Max Herrmann Neiße, Ite Liebenthal, Adam Kuckhoff, Erich Mühsam, Jakob Haringer, Klabund, Frieda Mehler, Selma Meerbaum, Jura Soyfer. Einige Werke wurden neu vertont. 

Eintritt frei, Spende wäre nett. 


Der Letzte

Der Letzte einer blühenden Gemeinde -
Man trägt ihn fort und bettet ihn zur Ruh´,
Von allen, die das Leben ihn vereinte,
Schloß Tod als Letzten ihm die Augen zu.
Sie ließen ihn, die Alten und die Jungen,
Die einen starben, And´re zogen fort
Er blieb an seinem Platz, den er errungen -
Nun trägt man ihn zum letzten Schlummer fort.
Zum letzten Male wird man Kaddisch sagen,
Dann schließt das Gitter sich, der Ton versiegt,
Und niemand wird mehr nach dem Orte fragen,
Wo dieser Letzte bei den Vätern liegt.

Frieda Mehler, geboren am 20. Mai 1871 in Halberstadt, ermordet Juli 1943 in Sobibor.