Hans
Ostwald, aus: Lieder aus dem Rinnstein, gesammelt von Hans Ostwald, Karl
Henckell & Co, Berlin 1903
Hans Otto
August Ostwald, geboren am 31. Juli 1873 in Berlin; gestorben am
8. Februar 1940 ebendort), Journalist, Erzähler
und Kulturhistoriker.
Nach einer
Lehre als Goldschmied arbeitete er nur für kurze Zeit in diesem Beruf, bis er
1893 arbeitslos wurde. Danach vagabundierte er als wandernder Handwerksbursche
für ungefähr 18 Monate durch Deutschland. Über seine Erlebnisse
im Landstreichermilieu führte er ein Tagebuch, das er später,
ermuntert durch Felix Holländer, zu dem Roman Vagabonden (später
unter: Vagabunden. Ein autobiographischer Roman) umarbeitete.
Bedeutend
für die Schaffung eines eigenständigen sozialen
deutschen Chansons war die Sammlung der Lieder aus dem
Rinnstein, in der die Ausgestoßenen der Gesellschaft mit ihren meist anonymen
Liedern zu Wort kamen. Hier wurden Sprachschichten für die Lyrik erschlossen,
die bisher auch in den Volksliedersammlungen nicht vertreten waren.
Lieder aus
dem Rinnstein ist der Titel einer deutschsprachigen Lied- und
Gedichtsammlung, die in drei Einzelbänden 1903, 1904, 1906 von Hans
Ostwald herausgegeben wurde. Ein Auswahlband erschien 1920.
Die
Textsammlung der Lieder aus dem Rinnstein beginnt mit der Zeit der
Bauernkriege. Es folgen Gedichte von Schiller, Goethe, Heine,
von damals bekannten Autoren wie Frank Wedekind, Karl
Henckell, Peter Hille und anderen. Ebenso aber auch Texte von (damals
weniger bekannten) jungen Talenten wie Else
Lasker-Schüler: „…ich bin 1876 zu Elberfeld geboren. Mein Buch ‚Styx‘
(Gedichte) kam 1902 bei Axel Juncker, Berlin, heraus…“ und Erich
Mühsam. Sein erstes veröffentlichtes Gedicht Amanda ist darin auch zu
finden. Über ihn steht zu lesen: „…1902–1903 Redakteur des „Armen Teufel“
in Friedrichshagen. Lebt jetzt in Wilmersdorf … Ein Buch ist bisher noch nicht
erschienen.“ Weitere heute weniger bekannte Autoren waren Margarete
Beutler, Ada Christen und Martin Drescher.
Zu den
„Liedern aus dem Rinnstein“ gehören weit mehr als nur Dirnenlieder, (so
benannt nach Hans Ostwalds Buch Das Berliner Dirnentum, Leipzig
1905–1907). Es finden sich auch Liebeslieder, Lieder aus der Not und aus den
unteren sozialen Klassen und gesellschaftlichen
Randgruppen, Moritaten, im weitesten Sinne Naturalismus, Expressionismus und Verfemung.
(Wiki)