Aus:
Neue Gedichte, Insel Verlag, Leipzig 1907
Ricarda
Huch, geboren
am 18. Juli 1864 in Braunschweig,
gestorben
am 17. November 1947 in Schönberg/Taunus, Schriftstellerin,
Historikerin, Philosophin
„Ich
war ein geborener Protestant mit einer Vorliebe für Revolutionen und
Rebellionen ... Das Wort Freiheit war
das Zauberwort, das mein Herz schrankenlos öffnete.“
Ricarda
Huch promovierte 1892 als eine der ersten deutschen Frauen an der
Universität Zürich im Fach Geschichte. Danach arbeitete sie als
Bibliothekarin und als Lehrerin in Zürich und Bremen, aber:
»Ich
wollte vor allen Dingen leben und erleben, und darin schien mich die
Schule zu hemmen. Es war mir zumute, als sei ich in eine Meeresstille
geraten. Da war nichts mehr zu begehren, zu erkämpfen, zu wagen ...«
»Die
hingebende Liebe der Frauen zu den Männern ist offenbar das
Verbrechen der Frau, das an ihr heimgesucht wird ...«
Sie
wagt den Sprung in ein materiell nicht abgesichertes Leben. 1893
erscheint ihr erster großer Roman Erinnerungen
von Ludolf Ursleu dem Jüngeren, in
dem sie eine unglückselige Liebesbeziehung zu ihrem mit ihrer
Schwester verheirateten Vetter Richard Huch
verarbeitet. Nach ihrer Scheidung von dem italienischen Zahnarzt
Ermanno Ceconi – aus dieser Ehe stammt ihre Tochter, mit deren
Familie Ricarda Huch bis zu ihrem Tod zusammenlebt – heiratet sie
Richard, aber diese über Jahrzehnte ersehnte Ehe scheitert schon
nach drei Jahren. In der Zeit großer persönlicher Krisen erobert
sich Ricarda Huch eine Domäne der Männer, die Geschichtsschreibung.
Nach ihrer Arbeit über die Romantik wendet sie sich dem zu, was sie
schon in ihrer Jugend begeistert hatte, den Revolutionen und
Rebellionen. Sie schreibt über Garibaldi, Bakunin, Freiherr vom
Stein, Luther und Lassalle; es erscheinen die großen Werke über die
Revolutionen von 1848 und den Dreißigjährigen Krieg.
Als
erste Frau wird Huch 1930 in die Preußische Akademie der Künste
aufgenommen, aber schon 1933 erklärt sie ihren Austritt wegen des
Ausschlusses jüdischer oder politisch unliebsamer Mitglieder. Die
ersten zwei Bände ihrer Deutschen
Geschichte können
noch in Deutschland erscheinen, der dritte Band wird nicht mehr
veröffentlicht. Ricarda Huchs letztes Werk ist unvollendet geblieben
– auch das ein Buch über Freiheit und Rebellion: Porträts von
Widerstandskämpfern.
Brigitte
Warkus (1944 - 2005) Text von 1989, geschrieben anlässlich des
125. Geburtstages, auf der Seite FemBio
Das
Bild ist von Edvard Munch (1863 - 1944)