Lebensmotto
Fromme
Seelen, fromme Herzen,
Himmelssehnend, lebenssatt;
Euch
ist rings ein Thal der Schmerzen,
Eine finst're Schädelstatt!
Mag
in schreckenden Gesichten
Bang vor mir das Schicksal
steh'n;
Nie soll mich der Schmerz vernichten,
Nie zerknirscht
und reuig seh'n!
Freiem Leben, freiem Lieben,
Bin ich immer
treu geblieben!
Leben - Meer, das endlos rauschend
Mich auf
weiten Fluten trägt:
Deinen Tiefen freudig lauschend
Steh'
ich sinnend, stummbewegt.
Stürzt Gewittersturm, der
wilde,
Jauchzend sich in's Meer hinein,
Schau' ich in dem
Flammenbilde
Meines Lebens Wiederschein.
Freiem Leben, freiem
Lieben,
Bin ich immer treu geblieben!
Liebe - von der Welt
geächtet,
Von dem blinden Wahn verkannt,
Oft gemartert, oft
geknechtet,
Ohne Recht und Vaterland;
Fester Bund von stolzen
Seelen
Den des Lebens Glut gebar,
Freier Herzen freies
Wählen
Vor der Schöpfung Hochaltar!
Freiem Leben, freiem
Lieben,
Bin ich immer treu geblieben!
Und so lang' die
Pulse beben,
Bis zum letzten Athemzug,
Weih' der Liebe ich dies
Leben,
Ihrem Segen, ihrem Fluch!
Schöne Welt, du blühend
Eden,
Deiner Freuden reicher Schatz
Giebt für alle Schicksals
Fehden
Vollen, köstlichen Ersatz!
Freiem Lieben, freiem
Leben,
Hab' ich ewig mich ergeben!
Louise Aston, geboren am 26. November 1814 in Gröningen; verstorben am 21. Dezember 1871 in Wangen im Allgäu), Schriftstellerin und Vorkämpferin für die demokratische Revolution und Frauenbewegung.
Das Bild ist von Johann Baptist Reiter (1813 - 1890) und zeigt vermutlich ein Porträt von Louise Aston
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