Dienstag, 25. Februar 2020

Emil Alphons Rheinhardt: Morgenfahrt zur Geliebten / Im Gehen



Morgenfahrt zur Geliebten

Die Felder rauchen
Den weißen Flor
Und goldbraun tauchen
Die Bäume empor.
Und alles so eigen,
Feld, Wiesen, Wald -
Warten und Schweigen -
Und jetzt: Beben und Neigen -
Die Sonne kommt bald.


Im Gehen

Ich summ' ein Lied im Gehen,
Hell hallt mein Schritt in Straß' und Tor.
Die alten Häuser sehen
Tief schweigsam in die Nacht empor.
Und plötzlich bleib' ich stehen,
Im Herzen wird's mir seltsam warm,
Als könnt' ich Eine sehen,
Als hielt' ich Eine noch im Arm.
Mußt' in ein Fenster lauschen:
Mir war, als ob wer zu mir sprach.
- - - - - - - - - - - - - - - -
Fern hör' ich Bäume rauschen -
Und gehe meiner Sehnsucht nach.


Aus: Emil Alphons Rheinhardt: Stunden und Schicksale, Hugo Heller Leipzig und Wien 1913

Emil Alphons Rheinhardt, geboren 4. April 1889 in Wien, gestorben 25. Februar 1945 im KZ Dachau an Fleckfieber, war Lyriker des Wiener Expressionismus, Lektor und Schriftsteller.

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