Was
kommt denn noch
Und wir begreifen unsre
Schritte kaum,
Wenn wir durch diese
langen Gänge gehn,
Wir können diese Welt
noch nicht verstehn
Und hängen tastend
zwischen Zeit und Raum.
Wir sehen Steine nur und
keinen Baum,
Denn während wir in diese
Höfe spähn,
Scheint unser Denken
völlig still zu stehn
Als lebten wir in einem
wachen Traum.
Was kommt denn noch? Ist
es noch nicht genug?
Wer hat uns denn in
diesen Kreis verbannt?
Wir haben solches Suchen
nie gekannt.
Und zagen scheu vor jedem
Atemzug.
Das ist doch Traum! Das
ist doch Selbstbetrug!
Und unbegreiflich quält
sich der Verstand.
Dieses
Gedicht schrieb Kurt Kapper im Konzentrationslager Theresienstadt, wohin er
1941 kam. 1943 wurde er nach Auschwitz deportiert, wo er am 16. 2. 1945 noch nach
der Befreiung durch die Sowjetarmee starb.
Ein weiteres Sonett von ihm:
Ein weiteres Sonett von ihm:
Sonett von Theresienstadt
Und Nacht und Tag, und Tag und Nacht,
Sie gleiten über unsre Häupter hin,
Zusammenhanglos, ohne Kraft und Sinn,
Als hätte Puppen man aus uns gemacht.
Der Klang der Welt, von Fernen hergebracht,
Wir hören ihn an uns vorüberziehn,
Und irgendwo iin Weiten sacht verglühn,
Und immer tiefer sinken wir im Schacht.
Hineingestellt in großes Weltgeschehn,
Trägt uns der Nachen, unbekannt wohin.
Kaltblaue Sterne, die herniedersehn
Und über unsern irren Wegen ziehn
Verklären uns in tröstendem Verstehn
Und kreisen segnend über uns dahin.
1943 in Theresienstadt entstanden
Aus: „An
den Wind geschrieben, Lyrik der Freiheit 1933 – 1945“, gesammelt, ausgewählt
und eingeleitet von Manfred Schlösser unter Mitarbeit von Hans-Rolf Ropertz;
Schriftenreihe Agora, Darmstadt 1960
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