Ein
Philosoph
Ein Philosoph schlug einen Kreis.
Wer weiß,
Was er damit bedachte.
Und siehe da
- wie hingeschnellt
Hat sich ein zweiter zugesellt,
Da war es eine Achte.
So geht´s den Philosophen meist,
Daß sie zwei nackte Nullen dreist
Zu einer Acht erheben.
Doch sehn sie das Exempel ein?
Nein.
Wo bliebe sonst ihr Leben?
Klabund (1890 – 1928)
Erschienen in der Satire-Zeitschrift „Das
Stachelschwein“ 3 / 1927.
„Das
Stachelschwein“ erschien von 1924 bis 1929 in Frankfurt am Main, Gründer war
der Kabarettist und Zeichner Hans Reimann. In der letzten Lebensphase des
„Stachelschwein“s organisierte er auch Autorenabende in Berlin. Die
zeitgenössische Presse berichtete: „Hans Reimanns piekende Monatsschrift hatte
in die Kunstkammer Wasservogel eingeladen. Bei einem Tee und anderen leiblichen
Genüssenstellten sich die Hauptmitarbeiter vor. Um es gleich zu sagen: der
Nachmittag war entzückend . . . Karl Schnog hatte die Conférence dieses
bissigen Kabaretts übernommen und plauderte witzig drauflos. Max Herrmann-Neiße
sprach ironisch-bittere und dennoch gefühlsstarke, von Musik getragene Gedichte
aus einer Kleinstadt und endete bei einem hymnischen, das Herz fast sprengenden
Liebeslied. Politisch-sarkastisch und Aktualitäten glossierend, kam Erich
Weinert. Den Vogel schoß der Chef ab. Schüchtern trat er mit einem
Electrola-Apparat aufs Podium, und zu untextierten Platten sprach er seine
Texte, inhaltlich unsere Zeit spiegelnd und musikalisch auf die Klänge aus dem
Koffer eingestellt. . . „
(Zitiert aus: „Bis
fünf nach zwölfe kleine Maus - Streifzug durch siebzehn satirische
Zeitschriften der Weimarer Republik“, herausgegeben von W. U. Schütte,
Buchverlag Der Morgen Berlin 1986)
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