Mittwoch, 3. Februar 2016

Klabund - Ein Philosoph




             Ein Philosoph


Ein Philosoph schlug einen Kreis.
Wer weiß,
Was er damit bedachte.
Und siehe da  -  wie hingeschnellt
Hat sich ein zweiter zugesellt,
Da war es eine Achte.
So geht´s den Philosophen meist,
Daß sie zwei nackte Nullen dreist
Zu einer Acht erheben.
Doch sehn sie das Exempel ein?
Nein.
Wo bliebe sonst ihr Leben?

                                           Klabund (1890 – 1928)



Erschienen in der Satire-Zeitschrift „Das Stachelschwein“ 3 / 1927.

„Das Stachelschwein“ erschien von 1924 bis 1929 in Frankfurt am Main, Gründer war der Kabarettist und Zeichner Hans Reimann. In der letzten Lebensphase des „Stachelschwein“s organisierte er auch Autorenabende in Berlin. Die zeitgenössische Presse berichtete: „Hans Reimanns piekende Monatsschrift hatte in die Kunstkammer Wasservogel eingeladen. Bei einem Tee und anderen leiblichen Genüssenstellten sich die Hauptmitarbeiter vor. Um es gleich zu sagen: der Nachmittag war entzückend   . . .   Karl Schnog hatte die Conférence dieses bissigen Kabaretts übernommen und plauderte witzig drauflos. Max Herrmann-Neiße sprach ironisch-bittere und dennoch gefühlsstarke, von Musik getragene Gedichte aus einer Kleinstadt und endete bei einem hymnischen, das Herz fast sprengenden Liebeslied. Politisch-sarkastisch und Aktualitäten glossierend, kam Erich Weinert. Den Vogel schoß der Chef ab. Schüchtern trat er mit einem Electrola-Apparat aufs Podium, und zu untextierten Platten sprach er seine Texte, inhaltlich unsere Zeit spiegelnd und musikalisch auf die Klänge aus dem Koffer eingestellt. . . „

(Zitiert aus: „Bis fünf nach zwölfe kleine Maus  -  Streifzug durch siebzehn satirische Zeitschriften der Weimarer Republik“, herausgegeben von W. U. Schütte, Buchverlag Der Morgen Berlin 1986)





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