An Ernst Toller
Du bist fein raus.
Nicht einen Tag geschenkt.
Wobei man an Herrn von Arco denkt.
Sei gegrüßt! Du kamst ans Licht!
Herr Ebert kümmert sich um dich nicht.
Er mag sich nicht mit Bayern schlagen.
Und da hat er auch nichts zu sagen.
Vor den Rechtsausschuß gingst du? Gar nicht schlecht.
Da findest du alles – nur kein Recht.
Wer Gefangene schindet, ist der nicht ehrlos?
Herr Held ist ein Held; die sind ja wehrlos.
Sag es laut! Gott gab dir den Schrei.
Sag es – du warst ja mit dabei!
Und denk auch an ihn, der im Ungemach,
an ihn:
an Felix Fechenbach.
Theobald Tiger
(Die
Weltbühne, 14.08.1924, Nr. 33, S. 265.)
Felix Fechenbach wurde vom
Münchner Volksgericht zu elf Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust
verurteilt. Auch Artikel zur Kriegsschuld Deutschlands waren Prozessgegenstand.
Fechenbach musste aber auf Grund des öffentlichen Drucks gegen das Urteil nur
bis zu seiner Begnadigung 1924 im Zuchthaus bleiben.
1925
brachte er das Buch: Im Haus der Freudlosen - Bilder aus dem Zuchthaus. (J. H. W. Dietz Nachf., Berlin 1925) heraus. Diesem
Buch ist folgendes Gedicht von Kurt Eisner voran gestellt:
Letzter Marsch (Beim Rundgang im Kerkerhof zu singen)
Schritt
für Schritt,
O, Freund, geh mit!
Die Not
Wirbt Mut.
Blick umher
Die Zeit läuft quer!
Der Tod
Säuft Blut.
O, Freund, geh mit!
Die Not
Wirbt Mut.
Blick umher
Die Zeit läuft quer!
Der Tod
Säuft Blut.
Ich
und du
Verjagen Ruh:
Die Stadt
Wird wach;
Schreitet schwer,
Ein düstres Heer.
Verrat
Schleicht nach.
Verjagen Ruh:
Die Stadt
Wird wach;
Schreitet schwer,
Ein düstres Heer.
Verrat
Schleicht nach.
Schritt
für Schritt,
Der Tod geht mit.
Das Haupt
Trag hoch!
Liegt nichts dran:
Du warst ein Mann!
Wer glaubt
Siegt doch!
Der Tod geht mit.
Das Haupt
Trag hoch!
Liegt nichts dran:
Du warst ein Mann!
Wer glaubt
Siegt doch!
Kurt Eisner (Eisner wurde am 21. Februar 1919
von einem völkisch-antisemitischen Attentäter erschossen.)
„Zum Geleit
Ich
kam nicht ins Zuchthaus wie tausend andere. Mein Dasein im grauen Haus der
Freudlosen war nicht das gleiche wie das der sogenannten »gemeinen Verbrecher«.
Aber ich habe Augen und Ohren. Und was ich beobachtet, geschaut und erlebt
habe, erzählen – soweit es die besonderen bayerischen Verhältnisse gestatten –
diese Blätter.
Wißt,
daß es Schicksale von Menschen sind, die zermalmt werden von all dem Leid, der
Entseelung und Entwürdigung des Zuchthauses.
Lest
dies Buch und gleitet dann noch gedankenlos über Nachrichten von
Zuchthausurteilen in Zeitungen weg – wenn Ihr es könnt.
Dresden, Februar 1925
Felix Fechenbach“
Felix Fechenbach“
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