Samstag, 2. Februar 2019

Friedrich Adler: Der deutsche Jude / Dämmerstunde / Mozart / Ekloge




Der deutsche Jude

Zu sehr an Dir mit allen Ranken
Hängt meine Seele, deutsches Heim.
In deutscher Rede lernt ich träumen,
Die Brust erzittert ihrem Wort,
Und zu den fernsten Himmelsräumen
Trug mich das deutsche Denken fort.
So fühl ich mir ernste Weihe  - 
Trag meines Volkes Leid und Lust
Kehrt sich von mir der Brüder Reihe
Ich schreite fort, des Ziels bewußt.
Und während lautestes Getriebe
Mit Schlag- und Losungswort mich kargt,
Berg´ ich im Herzen stumm die Liebe,
Zu hoch und heilig für den Markt.





Dämmerstunde

Sprich nur, sprich!
Ich höre die Rede rinnen,
ich höre dich.

Durch das Ohr nach innen
gleitet die Welle;
Frieden trägt sie und Helle
tönend mit sich.

Ich höre die Worte rinnen  -
Ich will mich auf keines besinnen:
Ich höre dich.




Mozart

Glöckchenklang und süße Flöte
Öffnen dir der Weisheit Pforte,
Neuen Lebens Morgenröte
Grüßt dich mit geweihtem Worte.

Rosen decken und verklären
Dir den strengen Weg zum Ziele:
Lächelnd Glück wird das Entbehren,
Und die Prüfung wird zum Spiele.

Was nicht düstre Stirnen lösen,
Löst das Herz, das sonnehelle,
Gießt selbst um den Trotz des Bösen
Seine heitre Liederwelle.

Gib dich hin den holden Stunden,
Die den Mantel um dich schlagen,
Dich als Sieger ohne Wunden
In den Märchenhimmel tragen.




Mit 81 Jahren starb Friedrich Adler am 2. Februar 1938 in Prag. Seine Familie wurde Opfer der Nationalsozialisten: Seine Frau Regine Adler wurde 1943 im KZ Theresienstadt ermordet, die Spur der Töchter verliert sich 1943 in Zamość im besetzten Polen. Sein Gedicht Ekloge wurde von Arnold Schönberg vertont



          

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