Dienstag, 30. Januar 2024

Ernst Goll: Abendfriede

 



Abendfriede


Und eine große Weihe ist in mir,
Der Abend kam auf mondverklärten Wegen,
So reich gesegnet gehe ich von dir,
Wie ein Versöhnter kehrt vom Abendsegen.

Wie ruhn sie tief im dämmerstillen Hafen,
Die bunten Wünsche, die der Tag erfand,
Ich bin so still. Nun werd ich selig schlafen,
Und meine Träume gehn ins Sehnsuchtsland.

Ernst Goll, geboren am 14. März 1887 in Windischgraz; gestorben am 13. Juli 1912 in Graz, aus: Im bitteren Menschenland, nachgelassene Gedichte, Herausgeber Franz Schütz, Egon Fleischl & Co, Berlin 1912

Nach seiner achtjährigen Gymnasialzeit in Marburg an der Drau (heute Maribor) kam er im Herbst 1905 nach Graz. An der Universität Graz studierte er zunächst drei Semester Jura, wechselte danach zu Germanistik und Romanistik über, schloss das Studium aber nicht ab. Nach privaten Konflikten stürzte er sich im Sommer 1912 aus dem zweiten Stock der Grazer Universität in den Tod.

Das Bild „moonlight and light“ (1909) ist von Léon Spillaert (1881 - 1946)

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