Nach Jahren
Du
schläfst. Dein Atem rasselt hart und schrill,
Ein Winterfrösteln weht durch das Gemach;
Doch meine Seele horcht und wird nicht still,
Und meine Sehnsucht ist noch immer wach.
Ein Winterfrösteln weht durch das Gemach;
Doch meine Seele horcht und wird nicht still,
Und meine Sehnsucht ist noch immer wach.
Und
fliegt zurück und malt die Farben
Der Bilder, die mich einst erweckt,
Die tiefe Schrift ins Herz gegraben,
Wildjunges Weh emporgeschreckt.
Der Bilder, die mich einst erweckt,
Die tiefe Schrift ins Herz gegraben,
Wildjunges Weh emporgeschreckt.
Hat
denn dein Schlummer kein Gedenken
An unsre erste Liebesnacht?
An meiner Myrte Blühn und Welken,
An meines Schleiers weisse Pracht?
An unsre erste Liebesnacht?
An meiner Myrte Blühn und Welken,
An meines Schleiers weisse Pracht?
Hat
dich der Alltag ganz benommen,
Dass keine Glocke zu dir dringt?
Will deine Seele nie zu meiner kommen,
Darin noch Festtagläuten klingt?
Dass keine Glocke zu dir dringt?
Will deine Seele nie zu meiner kommen,
Darin noch Festtagläuten klingt?
Aus: Skorra, Gedichte. Wovon mein
Herz sich freigesungen, 1905
Thekla Skorra,
geb. Gottliebson, geboren am 19.
August 1866 in Berlin; † 3. Juni 1943 in Theresienstadt) war eine deutsche
jüdische Schriftstellerin und Redakteurin.
Am 14.
Januar 1943 wurde sie von den Nationalsozialisten mit dem 81. Alterstransport
ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 3. Juni 1943 starb.
Traum
Ich hab' im Traum das Glück gesehn. Nicht kam's
Auf goldner Kugel, trug kein flatternd Band,
Nicht Rosenschleier seinen Leib umwogte,
Auch hielt's kein blühend Füllhorn in der Hand.
Ich sah's in einem Mannesaug'
In einem blauen Himmel stehn,
Von einer kraftgeschwellten Brust
Mit Enden blonden Bartes wehn.
Noch stand ich zögernd; traute nicht dem Schein:
Da reisst's am Lockenhaar mein Haupt zurück
Und hält die trotz'gen Hände ringend fest.
Da rief ich jauchzend: "Ja, du bist das Glück!"
Ich hab' im Traum das Glück gesehn. Nicht kam's
Auf goldner Kugel, trug kein flatternd Band,
Nicht Rosenschleier seinen Leib umwogte,
Auch hielt's kein blühend Füllhorn in der Hand.
Ich sah's in einem Mannesaug'
In einem blauen Himmel stehn,
Von einer kraftgeschwellten Brust
Mit Enden blonden Bartes wehn.
Noch stand ich zögernd; traute nicht dem Schein:
Da reisst's am Lockenhaar mein Haupt zurück
Und hält die trotz'gen Hände ringend fest.
Da rief ich jauchzend: "Ja, du bist das Glück!"
Versäumt
"Komm, scheues Vöglein, her zu mir
Und brauche deine Schwingen!
Zur Sonnenhöhe flattern wir,
Die Wolken niedersingen."
"Noch einmal, eh' es Herbstzeit wird,
Lass' uns von Blüten träumen!
Eh' winterstarr die Tanne klirrt,
So sommerjung erschäumen."
"Hast ja den Lenz versäumet,
Hockst fröstelnd hier im Dämmerhaus.
Zum Sonnenkuss, den du geträumet,
Mein Vöglein, auf! Hinaus, hinaus!"
War's - horch! - die Liebe, die mir sang?
Ihr Glöckchen, das so silbern klang?
Nun steh und harr' ich, Monde bang -
Sie kommt nie mehr an meiner Tür entlang.
"Komm, scheues Vöglein, her zu mir
Und brauche deine Schwingen!
Zur Sonnenhöhe flattern wir,
Die Wolken niedersingen."
"Noch einmal, eh' es Herbstzeit wird,
Lass' uns von Blüten träumen!
Eh' winterstarr die Tanne klirrt,
So sommerjung erschäumen."
"Hast ja den Lenz versäumet,
Hockst fröstelnd hier im Dämmerhaus.
Zum Sonnenkuss, den du geträumet,
Mein Vöglein, auf! Hinaus, hinaus!"
War's - horch! - die Liebe, die mir sang?
Ihr Glöckchen, das so silbern klang?
Nun steh und harr' ich, Monde bang -
Sie kommt nie mehr an meiner Tür entlang.
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