Ich möchte in diesem Blog Werke von Dichterinnen und Dichtern einstellen, welche mir bei meinen Streifzügen durch die Welt der Poesie begegnet sind, und die mir gefielen. So wird dies ein ganz persönliches Kompendium, von dem ich mir dennoch erhoffe, dass es auch anderen Menschen Freude macht. Also, viel Spaß beim Stöbern wünscht Dingefinder Jörg Krüger.
Donnerstag, 22. Juni 2017
Victor Hadwiger: An stillen Nachmittagen. . .
Es geht ein Lied vom Sommerhauch getragen,
ein Lied aus fernen Fernen geht umher.
Hörst du die Blumen fragen?
Er ist ein Wanderer. . .
An stillen Nachmittagen. . .
An stillen Nachmittagen sang ich’s in die blauen Lichter,
Wenn meine Mutter murrte, weil ich müßig war,
Ich sang es in den Hohn der Bösewichter
Und blieb ein Dichter und ein Narr.
Es gingen viele stille Nachmittage
An meinem großen Schmerz vorbei,
Da wurde es zu einer frommen Frage,
Ein braver Spruch und bald ein stolzer Schrei.
Ich lernte es von einem Spielmann rasch und froh,
Wie man es singt und nimmermehr vergisst,
Von einem Spielmann, der in einem alten Volkslied wo
An einem Frühlingstraum gestorben ist.
Du lege deinen Kopf in meine Hände,
Es dämmert die Dezembernacht,
Und sing es in der Dunkelheit zu Ende,
Was ich im Lichte mir erdacht.
Ich will mit dir in deine Länder fahren
Und deine leisen Engel sehn;
Dir meine Seele offenbaren,
In deiner Seele untergehn.
Victor Hadwiger, 1878 - 1911
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