Das Bild ist von der im Februar 2017 verstorbenen Fredelsloher Künstlerin Andrea Rausch |
Meine Seele ist so fremd
Meine Seele ist so fremd
allem, was als Welt sich preist,
allem, was das Leben heißt.
Meine Seele ist so rein -
keine Scham ist ihr zu eigen -
Nackend sucht sie, ohne Hemd
abseits eurem Lebensreigen. -
Darum nennt ihr sie gemein.
Meine Seele weiß es kaum,
daß ihr schmähend sie
verflucht: -
ihren fernen, fremden Traum
stört nicht einmal eure Nähe!
- -
Meine Seele sucht. - Sie
sucht.
Ich will alleine …
Ich will alleine über die Berge
gehn,
und keiner soll von meinen Wegen
wissen;
denn wer den Pfad zu meinen Höhn
gesehn,
hat mich von meinen Höhn
herabgerissen.
Ich will alleine über die Berge
gehn,
mein Lied soll ungehört am Fels
verklingen,
und meine Klage soll im Wind
verwehn; –
nur wer dem eignen Herzen singt,
kann singen; –
nur wer dem eigenen Herzen klagt,
kann klagen;
nur wer das eigne Herz erkennt, kann
sehn. –
Hinauf zu mir! Ich will der Welt
entsagen,
und will alleine über die Berge
gehn.
Ewiges Diesseits
Löscht
die Lichter aus auf den Altären!
Nicht in Kirchen und in Synagogen
sucht den Gott, noch hinter Himmelsschleiern.
Wo der Perlschaum quirlt auf Meereswogen,
wo der Wind kämmt über blonden Ähren
und im Bergschnee mögt ihr Andacht feiern.
Besser noch: am eignen Feuerherde,
in der Einung mit dem nackten Weibe
laßt euch heilige Weihe überkommen.
Wenn die Seele eins wird mit dem Leibe
und die Stunde zeitlos auf der Erde,
dann erzeugt ihr Gott in euch, ihr Frommen!
Alles keimt zugleich und blüht und schwindet.
Wenn ihr Wein trinkt, sollt ihr schon die Reben
für die neue Ernte reifen wissen.
Diesseits, irdisch ist das ewige Leben!
Was den Mensch an die Menschheit bindet,
wird von keinem Tode je zerrissen.
Nicht in Kirchen und in Synagogen
sucht den Gott, noch hinter Himmelsschleiern.
Wo der Perlschaum quirlt auf Meereswogen,
wo der Wind kämmt über blonden Ähren
und im Bergschnee mögt ihr Andacht feiern.
Besser noch: am eignen Feuerherde,
in der Einung mit dem nackten Weibe
laßt euch heilige Weihe überkommen.
Wenn die Seele eins wird mit dem Leibe
und die Stunde zeitlos auf der Erde,
dann erzeugt ihr Gott in euch, ihr Frommen!
Alles keimt zugleich und blüht und schwindet.
Wenn ihr Wein trinkt, sollt ihr schon die Reben
für die neue Ernte reifen wissen.
Diesseits, irdisch ist das ewige Leben!
Was den Mensch an die Menschheit bindet,
wird von keinem Tode je zerrissen.
Erich Mühsam (6. 4. 1878 - 10. 7. 1934), Dichter, Anarchist, Suchender mit kindlichem Herzen, Mitinitiator der Münchner Räterepublik, dafür von den Nazis gehasst und schließlich im KZ Oranienburg ermordet.
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