Donnerstag, 14. Dezember 2017

Wassily Kandinsky: Poesie / Sehen








Am 13. 12. 1944 starb in Neuilly-sur-Seine, Frankreich der 1866 in Moskau geborene Maler Wassily Kandinsky.

1913 erschien im Piper-Verlag (München) in einer Auflage von 345 Exemplaren sein als „musikalisches Album“ konzipiertes Buch „Klänge“. Darin sind 38 Prosagedichte, 12 farbige und 44 schwarz-weiße Holzschnitte abgedruckt. Es ist ein grenzgängerisches Werk zwischen Literatur und Malerei, die Texte waren in deutscher Sprache geschrieben.


Poesie

Die Blüten der Poesie sind überall verstreut.
Versuch’, sie zu einem immergrünen Kranz zu flechten.
Du bist gefesselt, trotzdem bleibst du frei.
Du bist allein, trotzdem bist du nicht einsam.


Sehen

Blaues, Blaues hob sich und fiel.
Spitzes, Dünnes pfiff und drängte sich ein, stach aber nicht durch
An allen Ecken hat’s gedröhnt
Dickbraunes blieb hängen scheinbar auf alle Ewigkeiten.
Scheinbar, Scheinbar.
Breiter sollst Du deine Arme ausbreiten.
Breiter, Breiter.
Und dein Gesicht sollst du mit rotem Tuch bedecken.
Und vielleicht ist es noch gar nicht verschoben: bloß du hast dich verschoben.
Weißer Sprung nach weißem Sprung.
Und nach diesem weißen Sprung wieder ein weißer Sprung.
Und in diesem weißen Sprung ein weißer Sprung. In jedem weißen Sprung ein weißer Sprung.
Das ist eben nicht gut, das du das Trübe nicht siehst: im Trüben sitzt es ja gerade.
Daher fängt auch alles an.......................................................................................
..................Es hat gekracht.....................................................................................


Kandinsky in „Das Geistige in der Kunst“: Je tiefer das Blau wird, desto mehr ruft es den Menschen in das Unendliche (…). Sehr tiefgehend entwickelt das Blau das Element der Ruhe. Zum Schwarzen sinkend, bekommt es den Beiklang einer nicht menschlichen Trauer.


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