Ich möchte in diesem Blog Werke von Dichterinnen und Dichtern einstellen, welche mir bei meinen Streifzügen durch die Welt der Poesie begegnet sind, und die mir gefielen. So wird dies ein ganz persönliches Kompendium, von dem ich mir dennoch erhoffe, dass es auch anderen Menschen Freude macht. Also, viel Spaß beim Stöbern wünscht Dingefinder Jörg Krüger.
Dienstag, 17. September 2019
Adolf Unger: Bekenntnis / Gurs
Bekenntnis
Ich, Sohn einer Analphabetin,
Sohn eines Schuhmachers,
Unbekannter Sänger,
Singe mir selbst dieses Lied.
Aus tiefster innerer Seele
Strömt es heftig hervor,
Und ich greife zur Feder
Und setze Sinn um Sinn.
Denn viel hab ich zu sagen:
Mein eigener Inkassant ich bin;
Ich rase durch die Straßen meiner Empfindungen
Und was ich fordere
Ist heiligstes Bekennen.
Adolf Unger, geboren am 11. Juni 1904 in Wien; starb am 13. September 1942 im KZ Auschwitz, er war ein österreichischer Arbeiterdichter.
Mit seiner Familie verließ Unger im März 1938 Österreich und ging nach Belgien. Am 10. Mai 1940, dem Tag des Einmarsches deutscher Truppen in Belgien, wurde die Familie Unger verhaftet und von den Belgiern nach Frankreich abgeschoben. Dort wurden sie in mehrere Lager eingewiesen, wie Camp de Gurs, Rivesaltes und Mont Louis. Vom Sammellager Drancy aus wurden Unger und seine Frau in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie unmittelbar nach ihrer Ankunft in der Gaskammer ermordet wurden.
Gurs
Sie liegen wie Klötze aus Schlamm,
Auf Säcken mit Stroh gefüllt.
Gegen ihr Leid ist kein Damm
Gebaut, Not wird nicht gestillt.
Sie hoffen und beten nicht mehr.
So liegen und warten sie auch.
Ihr Leben ist schal und leer,
Ein Nichts, ein Hauch,
Manchmal schrecken sie auf,
Gedrückt vom Alp der Nacht.
So liegen sie da zu Hauf.
Was hat man aus ihnen gemacht.
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