Trennung nach erstem Besuch
Kann es denn sein, daß ich dich wiedersehe?!
Dies Zimmer war verzaubert. Deine Nähe
gab leise Glorie jedem Ding und war
schon fast Erinnerung. Dein helles Haar
berührte diese Kissen. Fänd ich doch
die Schmiegung deines schönen Hauptes noch!
Dies Glas, das eingereiht im Schranke steht,
du trankst daraus. Welch heiliges Gerät!
Du hieltest dieses Buch in deinen Händen.
Nur zitternd kann ich seine Seiten wenden.
Durch jene Türe tratst du schüchtern ein.
Der Spiegel fing dein Bild. O blieb' es mein!
Dort saßest du und dort. - Ich fass' es kaum:
Altäre standen im vertrauten Raum.
Kann es denn sein, daß ich dich wiedersehe?!
Dies Zimmer war verzaubert. Deine Nähe
gab leise Glorie jedem Ding und war
schon fast Erinnerung. Dein helles Haar
berührte diese Kissen. Fänd ich doch
die Schmiegung deines schönen Hauptes noch!
Dies Glas, das eingereiht im Schranke steht,
du trankst daraus. Welch heiliges Gerät!
Du hieltest dieses Buch in deinen Händen.
Nur zitternd kann ich seine Seiten wenden.
Durch jene Türe tratst du schüchtern ein.
Der Spiegel fing dein Bild. O blieb' es mein!
Dort saßest du und dort. - Ich fass' es kaum:
Altäre standen im vertrauten Raum.
Geheimnis
Als sie mich fragten, woher ich kam,
verriet ich keinem, von dir.
Und als sie mir sagten: "Du glühst wie in Scham!",
kühlt' ich die Wangen mir.
Und als sie staunten: "Was macht dich so froh?",
tat ich dem Lächeln Gewalt.
Doch als sie raunten: "Was zitterst du so?",
sprach ich: "Die Nacht kommt bald."
Als sie mich fragten, woher ich kam,
verriet ich keinem, von dir.
Und als sie mir sagten: "Du glühst wie in Scham!",
kühlt' ich die Wangen mir.
Und als sie staunten: "Was macht dich so froh?",
tat ich dem Lächeln Gewalt.
Doch als sie raunten: "Was zitterst du so?",
sprach ich: "Die Nacht kommt bald."
Sakrament vom Schnee
Laß in dein Narrenherz den Winter ein.
In Gärten schwärmtest du mit Ungestümen
und wolltest lächelnd deine Blumen rühmen.
Da ließ der andern Lachen dich allein.
Doch oft im Dunkel wuchs aus deiner Pein
ein großer Glanz und lag auf allen Beeten.
Und plötzlich sahst du Wege, nie betreten,
und Garten, Nacht und Himmel waren dein.
Aus solchen Nächten aber hob die Frühe
sich drohend auf und sog an deiner Kraft.
Und matter wurde deiner Wünsche Spiel.
Laß Winter sein und sprich zu Schnee: Erblühe!
Der Lenz war nur unsel'ge Wanderschaft.
Lösch aus dein Herz. Schon schimmert dir das Ziel.
Laß in dein Narrenherz den Winter ein.
In Gärten schwärmtest du mit Ungestümen
und wolltest lächelnd deine Blumen rühmen.
Da ließ der andern Lachen dich allein.
Doch oft im Dunkel wuchs aus deiner Pein
ein großer Glanz und lag auf allen Beeten.
Und plötzlich sahst du Wege, nie betreten,
und Garten, Nacht und Himmel waren dein.
Aus solchen Nächten aber hob die Frühe
sich drohend auf und sog an deiner Kraft.
Und matter wurde deiner Wünsche Spiel.
Laß Winter sein und sprich zu Schnee: Erblühe!
Der Lenz war nur unsel'ge Wanderschaft.
Lösch aus dein Herz. Schon schimmert dir das Ziel.
Alfred Grünewald
wurde am 17. März 1884 in Wien geboren. Nach den Novemberpogromen 1938 wurde er
am 14. November 1938 in das KZ Dachau verbracht, im Januar 1939 wurde er wieder
entlassen. Er floh über die Schweiz nach Südfrankreich, nach Kriegsausbruch
wurde er in der Fort-Carré in Antibes und im Lager Les Milles interniert, bis
Herbst 1942 lebte er in Nizza. Dort wurde er von der Polizei des Vichy-Regimes
festgenommen und an die SS ausgeliefert. In Auschwitz wurde er am 9. September
1942 ermordet.
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