Ich möchte in diesem Blog Werke von Dichterinnen und Dichtern einstellen, welche mir bei meinen Streifzügen durch die Welt der Poesie begegnet sind, und die mir gefielen. So wird dies ein ganz persönliches Kompendium, von dem ich mir dennoch erhoffe, dass es auch anderen Menschen Freude macht. Also, viel Spaß beim Stöbern wünscht Dingefinder Jörg Krüger.
Freitag, 27. September 2019
Marie Madeleine: Ich war so wild. . . / Im Vorübergehn
Ich bin so jung, und ich bin so heiß,
und ich sehne mich nach der einen Nacht.
Ich werde kommen auf dein Geheiß,
o du! Und wie ich zu hassen weiß - - -
Nimm dich in Acht!
Ich war so wild und hab' so viel geküsst
und wusste doch nicht, was die Liebe ist.
Und seit mein Mund auf deinen Lippen lag,
bist meine Sehnsucht du bei Nacht und Tag.
Ich liebe deiner Stimme müden Ton;
mir ist, ich suchte dich so lange schon.
Mir ist, ich suchte dich mein Leben lang
wie eines Liedes halbvergess'nen Klang,
Der sehnsuchtsvoll durch meine Seele bebt,
ein Leben kündend, das ich einst gelebt.
Aus: Auf Kypros Von Marie-Madeleine, Est-Est-Verlag Berlin-Charlottenburg
Im Vorübergehn
Ich kann Dir nicht Glück noch Liebe geben,
Aber mit tödlich sicherer Hand
Schleud're ich einen Fackenbrand
Lodernd hinein in Dein stilles Leben.
Einen Fackelbrand, einen flackernden Schimmer, -
Ich kann Dir nicht Ernten noch Früchte bieten;
Nur eine Handvoll Frühlingsblüten
Werf' ich Dir lachend hinein in's Zimmer.
Ich geige Dir keinen Festgesang
Auf meiner Seele zitternder Fiedel, -
Nur ein leichsinniges Walzerliedel, - -
Und vergiß nicht, Schatz, wie süß das klang! –
Aus: Marie Madeleine - In Seligkeit und Sünde, Continent Verlag, Berlin 1905
Marie Madeleine wurde am 4. April 1881 in Eydtkuhnen, Ostpreußen, als Marie Madeleine Günther geboren; später wurde sie durch Heirat Baronin von Puttkamer, sie starb am 27. September 1944. Bekannt wurde sie durch die Sammlung erotischer Lyrik Auf Kypros (1900).
1900 bis 1932 blieb keines der Bücher von Marie Madeleine, unter einer Auflage von 10.000 Exemplaren. Wahrscheinlich trugen Verrisse dieser Art nicht unwesentlich zu dem Erfolg bei: "Die schamlose Lyrik der perversen Verse der Marie Madeleine… als wenn echte Scham nur ein leider angezüchtetes, nicht ursprüngliches Gefühl der Weibesnatur wäre, so erzählt ihre geile, wüste, überhitzte Pubertätserotik…" (Albert Soergel: Dichtung und Dichter der Zeit)
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