Ich möchte in diesem Blog Werke von Dichterinnen und Dichtern einstellen, welche mir bei meinen Streifzügen durch die Welt der Poesie begegnet sind, und die mir gefielen. So wird dies ein ganz persönliches Kompendium, von dem ich mir dennoch erhoffe, dass es auch anderen Menschen Freude macht. Also, viel Spaß beim Stöbern wünscht Dingefinder Jörg Krüger.
Freitag, 19. Januar 2018
Rosa Mayreder: In deine Hände. . .
In deine Hände, diese milden Hände,
Verberg ich tiefbekümmert mein Gesicht.
Was mich erschüttern mag, o frage nicht,
Wenn ich so ratlos stumm zu dir mich wende,
Errat es nicht, durchschau es nicht, und sende
Für mich nur still zum Himmel ein Gebet;
Wenn deiner Liebe Inbrunst darum fleht,
Gewährt er dir, daß dieses Leiden ende.
Es legt ein Heiliger dem armen Kranken
Die gnadenvollen Hände liebreich auf,
Und mit der Kraft gesammelter Gedanken,
Stark durch die Liebe, mächtig durch den Willen,
Tut er sein Werk. Da hält in ihrem Lauf
Selbst die Natur, ein Wunder zu erfüllen.
Rosa Mayreder, aus: Zwischen Himmel und Erde, Sonette, Verlegt bei Eugen Diederichs Jena 1908
Rosa Mayreder, geboren am 30. November 1858 in Wien; gestorben am 19. Januar 1938 ebenda, Schriftstellerin, Frauenrechtlerin und Kulturphilosophin.
Vor und während des Krieges engagierte sie sich gemeinsam mit Bertha von Suttner in der Friedensbewegung und wurde 1919 Vorsitzende der „Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit“ (IFFF). Sie kritisierte alle Formen des Militarismus, den sie als typisch männliches Machwerk analysierte.
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