Erlösung
Ein Mensch zerbrach und zerfloss in die Welt.
Da heulten die Wölfe.
Aber ein Weib hob seine Hände.
Segnend.
Da glätteten sich alle Wellen.
Und die Nacht leuchtete mild.
Und alle Fernen wurden nah und klar.
Und ein Kind sang.
Friedrich W. Wagner, aus: Die Aktion 1914
Abend
Der Tag verklingt
In einem rosenen Ton.
Das Wasser singt
Sich müde. Es dämmert schon.
Im dunklen Park
Regt sich ein leises Graun.
Vor dem Hauche der Nacht
Frösteln steinerne Fraun.
Friedrich W. Wagner, aus: Die Aktion 1915
Friedrich Wilhelm Wagner, geboren am 16. August 1892 in Hennweiler, Hunsrück; gestorben am 22. Juni 1931 in Schönberg, Schwarzwald
1911 entstand ein erster Gedichtband Aus der Enge, den er im Lehrer-Verlag von Th. Scheffer veröffentlichte. In diesem Jahr begann er zwei Semester an der Philosophischen Fakultät der Universität München zu studieren. 1912 folgte ein weiterer Gedichtband, Der Weg des Einsamen, 1913 lebte er eine Zeitlang in Paris, 1914 wieder in München. Nach einem Zwischenaufenthalt in der Schweiz war er von 1914 bis 1918 als Kriegsverpflichteter in der Gemeindeverwaltung von Bretzenheim tätig. Wagner war zu dieser Zeit morphiumsüchtig und wurde zeitweise in eine Irrenanstalt eingewiesen. Er suchte vergeblich, seine Gedichte im Kurt Wolff Verlag zu veröffentlichen, und gab sie schließlich 1918 im Selbstverlag heraus. Nach einem Aufenthalt in einer Heilanstalt in Eglfing zog er 1919 nach Hannover, wo er mit Christof Spengemann die literarische Zeitschrift Der Zweemann herausgab. Bereits 1920 verließ er Hannover wieder und gab in der Folge das Schreiben auf. Den Rest seines Lebens verbrachte er als Bankangestellter in Bad Kreuznach.
Das Bild ist von Mario Segantini (1885 - 1916)
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