Marienlied
Einmal löste ein Stern sich los.
Schlafe, mein Kindlein, schlaf.
Lag wie Licht in meinem Schoß.
Schlafe, mein Kindlein, schlaf.
War meine Hoffnung, war mein Glaube.
Schlafe, mein Kindlein, schlaf.
War meiner Sehnsucht schwebende Taube.
Schlafe, mein Kindlein, schlaf.
War meine Freude um Mitternacht.
Schlafe, mein Kindlein, schlaf.
Hat so hold mich angelacht.
Schlafe, mein Kindlein, schlaf.
Träumten wohl in weiter Ferne -
Schlafe, mein Kindlein, schlaf.
Nur vom Frieden alle Sterne.
Schlafe, mein Kindlein, schlaf.
Und die Sterne freuten sich -
Schlafe, mein Kindlein, schlaf -
Über sich und über mich.
Schlafe, mein Kindlein, schlaf.
Ach, es träumt mein göttlich Kind. -
Schlafe, mein Kindlein, schlaf.
Dass Menschen einander Brüder sind.
Schlafe, mein Kindlein, schlaf.
Emmy Ball-Hennings, maschinengeschriebenes Skript aus dem Nachlass, undatiert, Schweizerische Nationalbibliothek
Emmy Hennings, geboren am 17. Januar 1885 in Flensburg; gestorben am 10. August 1948 in Sorengo bei Lugano, Dichterin, unter anderem Mitbegründerin des legendären Cabaret Voltaire 1916 in Zürich.
Das Bild ist von Carlo Maratta (1625 - 1713), Kunsthistorisches Museum, Wien
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