Manchmal schluchzt eine Weise
Beim hellen Kerzenschein,
Dann schleicht das Heimweh leise
Tief in das Herz hinein. . .
Das Wachs tropft von den Kerzen,
Und Glanz erlischt und Glück,
Und nur im tiefsten Herzen
Bleibt still das Weh zurück. . .
Hiob
Ich bin zu gläubig in die Welt gegangen,
Zu tief enttäuscht aus ihr zurück gekehrt.
Aus allen Qualen trieb mich Heimverlangen:
Herr, mach mich wieder Deiner Nähe wert!
Jahrzehnte wie in einem Turm gefangen
Blieb ich in mir, und keines Blitzes Schwert
Und kein Vulkan ließ mich erschüttert bagnen.
O Herr, zu streng hast Du mich Leid gelehrt!
Elias Wagen wurde mein Gefährt,
Von Purpurgluten, meinem Blut verklärt.
In seinen Feuern lohten alle Flammen,
Die Brände meiner Seelenwunden mit.
Zu lange schien mich Satan zu verdammen.
Nun lieb mich, Himmel, weil ich Höllen litt!
Aus: Der ewige Tag. Gedichte. Hrsg. von der Künstlerhilfe der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Levy, Berlin, 1935
Arthur Silbergleit, geboren am 26. Mai 1881 in Gleiwitz in Oberschlesien; wurde am 13. März 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo er noch im gleichen Monat starb.
"Silbergleit ist ein Dichter, der am Webstuhl der Natur sitzt, in dem Göttliches noch ursprünglich wirkt. Er kommt vom Religiösen her, alles in ihm, an ihm ist stark und tief von Gläubigkeit durchglüht. In seinen Werken verknüpfen sich Stoff und Idee, Welt und Geist, verbinden sich Wissenschaft und Dichtung. Arthur Silbergleit kann selbst in seinen weltlichen Werken nicht verleugnen, dass er ein Spross seiner Litauischen Ahnen ist, die als Priester in den Zelten Israels heimisch waren."
Max Tau (1897 - 1976), deutsch-norwegischer Schriftsteller.
"Die Benennung Sänger trifft auf Silbergleit vorzüglich zu, auf die Geschmeidigkeit und Beherrschung des Reims, auf die innere Regentschaft über Klang und Reim, auf die sorgfältige Vokalisierung, auf den bel canto, der jede lyrische Empfindung begleitet."
Max Hochdorf (1880 - 1948)
„Berühmt“ ist mir als origineller Ausspruch des längst vergessenen Lyrikers Arthur Silbergleit in Erinnerung geblieben: „Berühmt sind wir alle einmal.“ Wie richtig, wie goldrichtig ist das! Zum Abgewöhnen richtig!
Oskar Maria Graf (1894 - 1967)
Das Bild ist von der 2017 verstorbenen Fredelsloher Künstlerin Andrea Rausch
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