Dieses Bild der Fredelsloher Künstlerin Andrea Rausch trägt den Titel "Kontrapunkte" |
Edlef Köppen, geboren am 1. März 1893 in Genthin, war ein deutscher Schriftsteller und Rundfunkredakteur. Auch er trat, wie so viele seiner Generation, 1914 als Kriegsfreiwilliger in die Armee ein. Er diente als Artillerist und kam im Oktober 1918, von den Kriegserlebnisssen traumatisiert und desillusioniert, nach Hause. Die Erlebnisse verarbeitete er später in seinem großen Roman Heeresbericht. Köppen vertrat seitdem pazifistische Positionen.
Nach der
„Machtergreifung“ der Nationalsozialisten, wurde Köppen als Leiter der Funk-Stunde
Berlin abgesetzt. Sein Weltkriegsroman fiel der Bücherverbrennung 1933 in
Deutschland zum Opfer. 1935 wurde der Roman verboten.
Edlef
Köppen starb am 21. 2. 1939 in einem Lungensanatorium in Gießen an den
Spätfolgen seiner Kriegsverletzung.
Frieden
Sitzen still im Zimmer
-
Ich und Du
Unsre Liebe redet. . .
Sonst herrscht tiefe Ruh.
Und wenn beide müde -
Ich und Du,
Küssen Deine Lippen
Meine Augen zu.
Krieg!
Stummes Händedrücken.
- Und im Morgenwehn
Heiße
Abschiedstränen............................................
...
Nimmerwiedersehn........
...
...
...
...
Bleigeschwärzte Wunden,
- Und im Abendrot
Frischgekarrte
Gräber.........................................
... Schweigen
herrscht und Tod...
Diese beiden Gedichte wurden als
eine Einheit zusammen geschrieben, noch während des Krieges.
Träumen
Träumen:
Mein Gewehr ist versteint
- wie deines, mein Bruder,
Wir zielen nicht mehr aufeinander.
Blumen wachsen auf Schaft und Lauf,
rote Blumen.
(oh, daß sie an Morden noch erinnern!)
Die Gräber, die uns in Bangen fraßen
heben sich. Und werden sanft und Ebene.
Wir sehen Licht - Land
- Uns.
Wir fühlen: Mensch.
Und küssen uns.
Oh!!
Traum!!
Als Köppen das schrieb, hatte er
sich längst vom bereitwilligen Kriegsfreiwilligen zum Pazifisten gewandelt.
An eins der sinnlosen Gemetzel des ersten Weltkrieges mit mehr als
hunderttausend Toten in Nordfrankreich erinnert der Titel des folgenden Gedichtes.
Loretto (I)
Für Hermann Kasack
Einen Tag lang in Stille untergehen!
Einen Tag lang den Kopf in Blumen kühlen
und die Hände fallen lassen
und träumen: diesen schwarzsamtnen, singenden Traum:
Einen Tag lang nicht töten.
Einen Tag lang den Kopf in Blumen kühlen
und die Hände fallen lassen
und träumen: diesen schwarzsamtnen, singenden Traum:
Einen Tag lang nicht töten.
Das ist Glück
Das ist Glück:
Hand in Hand durch Dämmern schreiten
wenn die letzten Sonnenstrahlen durch die Blätter gleiten,
wenn die Nebel langsam sich erheben,
zarte, geisterhafte Schleier weben,
wenn die Nacht weich um die Erde wirbt -
und der Lärm des Lebens ringsum stirbt.
. . . und dann hinein in diesen Zauber gehen
Hand in Hand - in seligem Verstehen. . .
Das ist Glück!
Das Leid
Über die Erde flog das Leid
mit schweren, schwarzen Schwingen,
in einem schweren, schwarzen Kleid,
das Tränen rings umhingen.
Über die Erde flog das Leid
mit grabeskaltem Hauchen.
- Und wo es hinflog, weit und breit,
mußt´ Glück in Nebel tauchen. . .
Und wo es hinflog: Trauerflor,
als ob kein Hoffen bliebe.
Und dennoch wuchs ein Trost empor,
und wuchs und wuchs:
Die Liebe!
„Und dann
ringt ein Erkennen sich empor. . .
Ich war
schon einmal geboren
Das ist
lange her!
Damals - Als
ich noch Seele war.“
Aus: Ich war schon einmal geboren
Seelilien
Einmal war ich eine Blume
- nur einmal war ich ein Traum
der in Mädchenherzen wohnte.
Da war ich glücklich!
Und nun bin ich ein Mensch,
lebe wie Menschen, leide, liebe,
sehe die Sonne in ihrem Gold
und den Tag,
und sehe das Silber der Sterne
und den Glanz des Mondes
und den Sammet der Nacht
. . . und muß doch
immer weinen. . .
was ich wohl später werde?
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