Abgesang
So fließt der Strom der Zeit und nimmt die Bäche auf,
Die Tage, Wochen, Jahre, die alle in das große Wasser
münden,
Die alle irgendwo im All entspringen und spurlos in der Flut
verschwinden.
Das ist der Dinge und der Menschen Lauf.
So kreisen Zeiger auf den Uhren, der Räder monotoner Sang
Gräbt sich in unsre Herzen und mahnt an die Vergänglichkeit.
Drum hasten wir und haben keine Zeit.
Was nützt uns das? Die Zeit hat Zeit und geht gemächlich
ihren Gang.
So folgt die Ebbe auf die Flut und junger Wein quillt aus
den Reben,
Der Mensch verfolgt der Schwalbe Flug, er sieht das Feld mit
reifen Ähren,
Betrachtet rätselhaftes Sterben und Gebären,
Daran zu ändern ist ihm nicht gegeben. So ist das Leben. . .
Walter Lindenbaum, geboren am 11. Dezember
1907 in Wien, war ein österreichischer Journalist und Autor jüdischen Glaubens.
Als Sozialdemokrat und als schreibender Widerständler gegen den
Nationalsozialismus wurden er und seine Familie verhaftet und 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert.
Im September 1944 wurde er nach Auschwitz überstellt und kam von dort mit einem
Evakuierungstransport in das KZ Buchenwald, wo er am 20. Februar 1945 umkam.
Seine Frau Rahel und seine Tochter Ruth wurden in Auschwitz-Birkenau ermordet.
Sein Gedicht „Das Lied von Theresienstadt“
endet so:
Du Stadt
der Kinder und der Greise
Die einen unser Hoffnungskeim
Die anderen, sie entschlafen leise
und kehren zu den Vätern heim.
Die einen unser Hoffnungskeim
Die anderen, sie entschlafen leise
und kehren zu den Vätern heim.
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