Mittwoch, 1. Februar 2017

Anna Joachimsthal-Schwabe: Frauenleben / Ewige Rückkehr




Frauenleben

Ach wir so Vergänglichen!
Was bleibt von uns?
Nicht Name noch Werk,
Noch ein Hauch entliehener Schönheit,
Immer nur sind wir  -  Diesseits,
Sind Gefäß, das ein Tod zerbricht,
Und die Winde der Zeit
Jagen die Scherben ins Nichts.
Wer  -  nach dem Tod  -
Hält unser Antlitz noch fest?
Ach eine Weile schmerzt
Ein leerer Stuhl und ein Bett
Und ein Heimweh bedrängt
Doch  -  -  eine Weile nur.
Entgleitende Hände ziehen
Gestaltloses Werk; täglich mühseliges Tun
Mit sich hinab.
Was war  -  zerrann
Im Atem von Tag und Nacht.
Unsterblichkeit
Schweigt unser Gewesensein tot,
Ewigkeit
nimmt uns namenlos hin.


      Ewige Rückkehr

Heimweh ist in uns
Zurückzukehren ins Ungeborene
Um uns die selige Erde
Aber wir hängen schwer
Von den Tränen des Menschseins.
So groß wie die Erde
Ist unsere Sehnsucht:
Heimzukehren ins Ungeborene
Um wiederzukehren einmal
Ohne Namen und Menschengesicht
Gestaltlose Wandelgestalt
Im unendlichen Raum.





Am 2. Februar 1937 starb die in Varel (Friesland) geborene Dichtern Anna Joachimsthal-Schwabe in Berlin. Sie lebte seit ihrer Heirat mit Hans Joachimsthal in Dresden.

Bis 1932 prägte Anna Joachimsthal-Schwabe die Dresdner Literaturlandschaft mit, u.a. veranstaltete sie Literaturabende sowie lyrische und musikalische Kunstabende (auch in ihrer Wohnung). An diesen Abenden rezitierte sie eigene Gedichte oder gab anderen KünstlerInnen (u. a. Hans Carossa, Gertrud von Le Fort, Walter Georg Hartmann, Kurt Heynicke, Paula Ludwig, Friedrich Schnarck) die Möglichkeit, ihre Werke öffentlich vorzustellen. Nach 1933 musste sie sich als Dichterin jüdischer Herkunft des öfteren bei christlichen Freunden vor Verhaftungen verstecken. 

Das Bild ist von der Bremer Künstlerin Sylvia Händel. Mit freundlicher Genehmigung.
Weitere Arbeiten der Künstlerin sind hier zu finden:


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