Dienstag, 7. Februar 2017

Gustav Falke: Der Dichter




Der Dichter

Links, vom Herd, ein Knistern, leise, leis.
Asche wird ein letztes dürres Reis.
Rechts der Wanduhr harter, fester Schlag,
Rastlos kreist der Zeiger durch den Tag.

Einer, der an goldnen Fäden spinnt,
Eine feine hohe Brücke schlägt,
Die ihn über Tag und Stunden trägt,
Lautlos flammt ein Feuer und erhellt
Eine zeitentrückte heitre Welt.


Solche geschriebenen Kleinodien mag ich, auch wenn der eine oder die andere so etwas für unzeitgemäß und „kitschig“ halten sollte. Ich habe oft genug in der Küche bei der „Küchenhexe“ gesessen, und kenne das „Knistern, leise, leis“, und auch „der Wanduhr harter, fester Schlag“ ist mir nicht fremd, denn mein Nachbar hier in Fredelsloh hat so eine große Wanduhr, welche mit lautem Klang die vollen Stunden schlägt. Vielleicht braucht es solche Erlebnisse, um dieses kleine, feine Gedicht ganz goutieren zu können. . .




Gustav Falke (* 11. Januar 1853 in Lübeck; † 8. Februar 1916 in Hamburg-Groß Borstel)


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