Ich möchte in diesem Blog Werke von Dichterinnen und Dichtern einstellen, welche mir bei meinen Streifzügen durch die Welt der Poesie begegnet sind, und die mir gefielen. So wird dies ein ganz persönliches Kompendium, von dem ich mir dennoch erhoffe, dass es auch anderen Menschen Freude macht. Also, viel Spaß beim Stöbern wünscht Dingefinder Jörg Krüger.
Freitag, 24. Februar 2017
Hugo Ball: Waldgreis
Waldgreis
Geh hundert Meilen die Buchen lang
Den grauviolettenen Stämmegang
Wo das Jahrtausend die Kronen treibt
Und mit den Nägeln sich Runen schreibt –
Geh hundert Meilen im teppichten Schoß
Durchs schwer überkuppelte, blührote Moos,
Wo nur als wunderlich Lied noch tönt,
Was deinem glänzenden Auge fröhnt. –
Da kommst du an einen gelichteten Raum,
Es steht eine Hütte da, sichtbar kaum,
So herzen sie Geißblatt und Winden weiß, –
An ihrem Pförtchen lehnt zwergig ein Greis.
Der schaut so gar traumhaft und schaut nur und schweigt,
Sein Blick dir bis tief in die Seele reicht,
Und müde wirst du, unendlich müd’,
Und das Wunderlied schwellt und webt und verzieht.
Und der Alte, er winkt. Gern folgst du ihm nach,
Draußen die Nacht überringt schon den Tag.
Blau irrt am Fensterchen flimmernder Schein,
Und du hörst Märchen vom Menschelein.
Hugo Ball (*22. 2. 1886 ; † 14. 9. 1927), als Dada zum Dadaismus wurde, wandte er sich mit Emmy Hennings anderen Gefilden zu. . .
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