Freitag, 21. Januar 2022

Margarete Eloesser: Abschied

 


Margarete Eloesser, aus: Vossische Zeitung 14. Januar 1932

„Eine besondere Anlage besitze ich in künstlerischer Hinsicht. Es sind lyrische Gedichte von mir in der Vossischen Zeitung und anderen Zeitschriften veröffentlicht, auch Märchenstücke für Kinder wurden von mir verfasst und mit gutem Erfolg aufgeführt. Diese Tätigkeit werde ich auch in Montevideo fortsetzen.“

Diese Auskunft über das eigene literarische Schaffen enthält der Lebenslauf, den Margarete Eloesser am 24. Juni 1939 in der Hoffnung niederschrieb, ihrer 1937 nach Uruguay emigrierten Tochter Elisabeth, deren Ehemann, dem Rechtsanwalt Hermann P. Gebhardt und der kleinen Enkelin Irene baldmöglichst nachfolgen zu können. Die Hoffnung der Berliner Jüdin, ihre lebensbedrohlich gewordene Heimat verlassen zu können, sollte sich in den folgenden zwei Jahren immer wieder zerschlagen, an der Willkür der Behörden, wegen des fehlenden Geldes, das bei der uruguayischen Botschaft als Bürgschaft zu hinterlegen war. Aber dennoch gab Margarete Eloesser ihren Kampf nicht auf. „Grete ist nach wie vor stark mit ihrer Ausreise beschäftigt, ohne sonderliche Fortschritte zu machen. Aber vielleicht kommt es doch mal dazu“, schreibt die Schwägerin Fanny Levy am 14. September 1941 in einem Brief an ihre Nichte Edith Munter in São Paulo. Fünf Wochen später gab es dann keine Chance mehr zu entkommen: Am 23. Oktober 1941 unterbindet das Reichssicherheitshauptamt die Auswanderung von Juden durch ein allgemeines Ausreiseverbot. Bereits kurz vor diesem Verbot werden am 18. Oktober 1941 die ersten Juden aus Berlin deportiert. Drei Monate später befindet sich Margarete Eloesser unter den 1000 Berliner Juden, die am 25. Januar 1942 mit dem „10. Osttransport“ vom Bahnhof Grunewald aus nach Riga deportiert werden. Dort wurde sie kurz nach ihrer Ankunft ermordet.

 Das Bild ist von Jakub Schikaneder (1855  -  1924)

 

 

Quellen zu Margarete Eloesser: 

https://arthureloesser.de/margarete-eloesser/ 

https://www.volksbund.de/fileadmin/redaktion_BG/Bereiche/Erinnern_und_Gedenken/Riga-Komitee/Vero__ffentlichung_Berlin_Riga.pdf 

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