Unterwegs
Bleischwer der Himmel
Über dem kalten Land.
Kahle Stoppelfelder,
wo wogend in der Sonne
goldenes Getreide stand.
Versteckt ein leises Rascheln
wie von wehendem Laub.
Starre, scharrende Hände
unter der harten Decke
von Frost und Staub.
Endlos alle Wege,
Luft und Erde leer.
Ich bin so allein und verlassen,
ich habe so weit noch zu wandern,
und kann nicht mehr.
Rückblick
Traumhaft seh ich, morgenlichtumflogen,
ferne meiner Heimat blauen Himmelsbogen.
Noch - im Wandern - darf ich nicht verweilen:
Alltags strenges Fordern, - und die Stunden eilen.
Doch - im Wandern - immer kehrt dies Winken:
ein verborgen Leuchten, wenn die Schatten sinken.
Dann auf Höhen fühl ich mich gezogen,
grüßend meines Friedens blauen Himmelsbogen.
Aus: Wilhelm Holzamer, Gedichte.
Aus dem Nachlaß hrsg. von Nina Mardon-Holzamer
Egon Fleischel & Co., Berlin 1912
Wilhelm Holzamer, geboren am 28. März 1870 in Nieder-Olm; gestorben am 28. August 1907 in Berlin.
„Wir brauchen das Neue und Weite, das Ziel des Ziellosen, die Unendlichkeit unbegrenzter Verwirklichungen immer neuer Erkenntnis- und Gefühlsaufklänge brauchen wir, in denen viele Dinge ein Recht haben, nebeneinander zu bestehen! Die neue Welt muß eine offene werden - die alte ist eine verschlossene.“ aus: Der Entgleiste, 1906
Das Bild ist von der 2017 verstorbenen Fredelsloher Künstlerin Andrea Rausch
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen