Wie nach dem Regen
Ich bin wie nach dem Regen
Der Stadtpark vor dem Haus.
Der Wind hat ausgekeucht,
Doch Bäum' und Beete sind noch feucht
Und wiegen mir und hegen
Die schönsten Tropfen Regentaus. -
Ich bin so ganz voll Feuchtigkeit,
Voll nassem Grün und Regenglück,
Weil ich dich heut' gesehn.
Darum möcht' ich auch nah und weit
Und wohl ein gutes Gartenstück
In mir spazieren gehn.
An Alma
Wir leben schön zusammen,
Weil wir noch immer flammen,
So heut wie in der fernen Nacht.
Was wir aus unsern Tagen
Geschürft, geschlürft, geschlagen,
Macht unsre Seelen schwer von goldner Fracht.
Franz Werfel, aus: Gesammelte Werke, Das lyrische Werk, Herausgegeben von Adolf D. Klarmann, S. Fischer Verlag 1967
Franz Werfel, geboren am September 1890 in Prag, Schriftsteller, Dramatiker und Lyriker, ging 1938 nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich ins Exil, zuerst nach Frankreich, dann in die USA. 1941 erhielt er die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er starb am 26. August 1945 in Beverly Hills, Kalifornien.
Das Foto zeigt Franz und Alma Werfel in New York
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