Mir ward die Liebe nicht. . .
Mir ward die Liebe nicht –
Drum leb ich wie die Pflanze,
Im Keller ohne Licht.
Mir ward die Liebe nicht –
Drum tön ich wie die Geige,
Der man den Bogen bricht.
Mir ward die Liebe nicht –
Drum wühl ich mich in Arbeit
Und leb mich wund an Pflicht.
Mir ward die Liebe nicht –
Drum denk ich gern des Todes,
Als freundliches Gesicht.
Bertha Pappenheim, geboren am 27. Februar 1859 in Wien, gestorben am 28. Mai 1936 in Neu-Isenburg, Schriftstellerin, Publizistin und Frauenrechtlerin. Sie war die Patientin Anna O. Die von Josef Breuer zusammen mit Sigmund Freud in den Studien über Hysterie veröffentlichte Fallgeschichte war für Freud Ausgangspunkt für die Entwicklung seiner Theorie der Hysterie und damit der Psychoanalyse. Die wahre Identität der Anna O. wurde erst 1953 bekannt.
Nach ihrem Umzug nach Frankfurt im Jahre 1888, der Heimatstadt ihrer Mutter, veröffentlichte sie verschiedene Kinderbücher und begann ihre soziale Arbeit. 1895 wurde sie Heimleiterin im jüdischen Mädchen-Waisenhaus, gründete 1902 den Israelitischen Mädchenclub und 1904 den Jüdischen Frauenbund. 1907 wurde das Heim in Neu-Isenburg bei Frankfurt eröffnet. Sie unternahm Reisen nach Galizien und Nahost, auf denen sie sich über die dortige Lage der jüdischen Bevölkerung informierte und darüber Berichte veröffentlichte. Ganz besonders interessierte sie sich überall für die Situation der Frauen. Schon 1901 hatte sie an einer Konferenz zum Thema Mädchenhandel teilgenommen, und 1923 wandte sich der Jüdische Frauenbund im Kampf gegen Mädchenhandel und Prostitution sogar an den Völkerbund.
Am 16. April 1936 folgte Bertha Pappenheim, schon von tödlicher Krankheit gezeichnet, einer Vorladung der Gestapo nach Offenbach. Zwar konnte sie alle Beschuldigungen widerlegen, aber nach ihrer Rückkehr nach Isenburg verließ sie ihr Bett nicht mehr und starb am 28. Mai 1936. Der Jüdische Frauenbund wurde 1938 zwangsweise aufgelöst, die Heime in Neu-Isenburg 1942 geschlossen und die darin Wohnenden in die Vernichtungslager deportiert.
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