Sonntag, 7. Mai 2023

Peter Hille: Regentropfen

 



Regentropfen

Regentropfen warm und groß
Machen aus der Nacht sich los,
Regentropfen warm und groß.

Da die Nacht steht ganz in Glanz,
Einen Augenblick da stand′s,
Ein Geisterantlitz, da entschwand′s.

Da, ein Blitz hat Licht gemacht,
Ganz in Glanz da stand die Nacht,
Da, ein Blitz hat Licht gemacht.

Helle wird im Lied das Leid,
Leuchtet auf wie ein Geschmeid,
Leuchtend wird im Lied das Leid.

Und da steht es in der Nacht,
Still in seiner Geisterpracht
Steht sein Antlitz in der Nacht.

Liedertropfen warm und groß
Lösen aus dem Leid sich los,
Liedertropfen warm und groß.

Peter Hille (11.09.1854 - 07.04.1904)

Am 7. 5. 1904 verstarb in Berlin der noch nicht einmal 50 Jahre alte Dichter Peter Hille.

„Weltkind, Mystiker, Realist, Romantiker, das alles in buntem, aber doch nicht gerade bizarrem Gemeng, das war Peter . . . Von all dem war ja auch ein Stück in uns andern, in jedem waren die Elemente anders gemischt, bei dem überwog dieses, bei dem jenes. Peter gab gern der Welt und ihrer Lust, was ihr gebührte, aber von jeher war doch vor allem stark in ihm die Sehnsucht nach dem Unbekannten, der Drang ins Übersinnliche. Oder vielmehr er machte keine strenge Scheidung zwischen dem Nahen und Fernen; ihm war beides gleich vertraut, er sah auch im Staubkorn Gott, und alle Weltlust trank er wie etwas Göttliches. Alles Reale war ihm voll Romantik und auch das Seltsamste durchaus real.“

Heinrich Hart, (1855 - 1906), Schriftsteller und Literaturkritiker in seinem Buch „Peter Hille“, Schuster & Loeffler, Berlin und Leipzig 1904

„Ein Mägdelein wollte einmal von mir eine Definition des Kusses. Ich gab ihm einen, und es wußte genau Bescheid.

Peter Hille also – na, Peter Hille ist Peter Hille. Zum Teufel! Wollt ihr noch mehr wissen?

Was ist Liebe? Liebe ist, wenn man – Ach was! Liebe ist Liebe! Ein Kuß ist ein Kuß! Und Peter Hille ist Peter Hille!”

Erich Mühsam (1878 - 1934), aus seinem Nachruf auf Peter Hille, im „Neuen Magazin für Literatur, Kunst und soziales Leben“, 1904

Else Lasker-Schüler setzte ihm mit dem 1906 erstmals erschienen „Peter-Hille-Buch“ ein Denkmal.

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