Herbstgast
Es flog ein Schmetterling mir auf die Hand,
Ein schöner Falter, schwarz, mit rotem Band,
Mit müdem Flattern, als ich heut im Kahn
Durchfurcht den See auf spiegelnd blauer Bahn.
Die Sonne schien. Ich fuhr zum Uferrand
Und brachte sorgsam meinen Gast zu Land.
Ich legt ihn auf ein rotes Buchenblatt
Und merkte wohl, er war zum Sterben matt.
So ließ ich ihn. . . Er klappt die Flügel. . . ruht. . .
Umspielt von milder Himmelsstrahlen Flut.
Ich rudre weiter in den Herbst hinein.
Und doch - wie schön muß heut das Sterben sein!
Albrecht Haushofer (1903 - 1945)
Das Bild ist von Eugen Joost (1850 - 1910)
Albrecht Haushofer, geboren am 7. Januar 1903 in München; wurde am 23. April 1945 in Berlin von der SS ermordet. Er war Geograph, Diplomat und Schriftsteller, und trotz inneren Missbehagens stieg er im Auswärtigen Amt auf, wurde aber später geschasst.
Sein Bruder Heinz Haushofer fand in der Manteltasche des Toten mehrere beschriebene Blatt Papier mit 80 Sonetten, Diese wurden 1946 unter dem Titel „Moabiter Sonette“ veröffentlicht.
Albrecht Haushofer war einer, der sein Gewissen erst spät entdeckte. Aber er ist dem Ruf dieser Stimme schließlich gefolgt. Bis in den Tod:
„Ich klage mich in meinem Herzen an: / Ich habe mein Gewissen lang betrogen, / ich hab mich selbst und andere belogen – / ich kannte früh des Jammers ganze Bahn – / ich hab gewarnt – nicht hart genug und klar! / Und heute weiß ich, was ich schuldig war …
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