Siede
Meine Schwäche hält sich mühsam
An den eigenen Händen
Mit meinen Kräften
Spielen deine Knöchel
Fangeball!
In deinem Schreiten knistert
Hin
Mein Denken
Und
Dir im Abgrund
Stirbt
Mein letztes Will!
Dein Hauch zerweht mich
Schreivoll in Verlangen
Kühl
Kränzt dein Tändeln
In das Haar
Sich
Lächelnd
Meine Qual!
Traum
Durch die Büsche winden Sterne
Augen tauchen blaken sinken
Flüstern plätschert
Blüten gehren
Dürfen spritzen
Schauer stürzen
Winde schnellen prellen schwellen
Tücher reißen
Fallen schrickt in tiefe Nacht
Aus: August Stramm „Du - Liebesgedichte“, Verlag Der Sturm, Berlin 1922
Die Sterne klagen
Der Windhauch raunt
Woher? Wohin?
Du du? Ich Du?
Aus: Die Haidebraut, Verlag Der Sturm, Berlin 1914
Kriegsgrab
Stäbe flehen kreuze Arme
Schrift zagt blasses Unbekannt
Blumen frechen Staube schüchtern
Flimmer
tränet
glast
Vergessen.
Aus: Der Sturm, Nr. 11/12, 1. u. 2. Septemberheft 1915
Am 1. September 1915 fiel der Dichter August Stramm beim Angriff auf russische Stellungen bei Horodec, heute Weißrussland. Geboren am 28. Juli 1874 in Münster, war er wegweisender Dichter und Dramatiker des Expressionismus durch damals unerhört neue Sprachexperimente. Einer der vielen Dichter der expressionistischen Generation, die aus diesem sinnlosen Krieg nicht zurück kamen.
Das Foto zeigt den Dichter 1915
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